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Wasserburg am Inn

Hochwasser und Hochwasserschutz

Das Hochwasser Anfang Juni 2013 machte deutlich, welche Dynamik die Mangfall entwickeln kann und welche Gefahr sie dann für die in der Nähe siedelnden Menschen  darstellt. Seit über 10 Jahren werden an der Mangfall Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt. 2013 wurden die Planungen zum Kernstück des Hochwasserschutzes, dem Rückhaltebecken Feldolling veröffentlicht. Der BN begleitet alle Planungen kritisch mit detaillierten Stellungnahmen.

Die Mangfall hatte sich beim Hochwasser Anfang Juni 2013 beim Westerhamer Wehr ein neues Bett gegraben (Fotos: Gertrud Knopp)

Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden vom Wasserwirtschaftsamt Lösungsmöglichkeiten zum Hochwasserschutz an der Mangfall untersucht. In diesem Zeitraum bis heute wurde jedoch die wichtigste Maßnahme des vorbeugenden Hochwasserschutzes versäumt, nämlich eine Begrenzung der Bautätigkeit. So gingen Retentionsflächen verloren, die Hochwassergefahr für die sich ausweitenden Siedlungen und Gewerbegebiete wurde immer weiter erhöht.

Im Jahr 2000 fand ein Raumordnungsverfahren zum Hochwasserschutz für das Untere Mangfalltal statt, in dem 3 Alternativen zur Diskussion standen. Der BUND Naturschutz lehnte die Alternativen 2 und 3 ab. Lediglich in der Alternative 1, dem Linienausbaus der Mangfall einschließlich Seitenpolder, sah er Chancen, dass sowohl der notwendige Hochwasserschutz als auch Ziele des Naturschutzes erreicht werden könnten. Diese Alternative 1 wurde als einzige von der Regierung von Oberbayern als den Erfordernissen der Raumordnung entsprechend beurteilt.

Bei der Umsetzung der Alternative 1, des Linienausbaus der Mangfall einschließlich Seitenpolder, wurde überwiegend technischer Hochwasserschutz umgesetzt mit Sanierung und Erhöhung der bestehenden Deiche. Dabei wurde das bestehende Gehölzband an der Mangfall, ein wichtiger Lebensraum und Biotopverbindung, zum Großteil beseitigt. Deichrückverlegungen wurden meist als 2. Deichlinie gebaut, wobei die ursprüngliche ufernahe Deichlinie auf HQ 30 saniert wurde. Eine Verbesserung der Auwaldsituation, wichtig für den Hochwasserrückhalt und notwendig für den Naturschutz, wurde nur an wenigen Abschnitten umgesetzt. Hervorzuheben sind die Maßnahmen Berghamer Leiten zwischen Bruckmühl und Feldolling und die Spinnereiinsel Kolbermoor, wo Altarme wieder geöffnet und an den Fluss angebunden wurden. So können die dortigen Auwaldrelikte ihre Wirkung zur Wasserrückhaltung bestens entfalten. In den Madau-Auwald bei Bad Aibling wurde der Zulauf von der Mangfall verbessert, weitere Maßnahmen sind mittelfristig geplant. Auch aufgrund dieser Beispiele hält der BUND Naturschutz für den Linienausbau und die Seitenpolder eine kritische Prüfung für notwendig, ob noch weitere Flächen für natürliche Retention gewonnen werden können, und wo noch Auwaldsituationen geschaffen oder verbessert werden können.

Hochwasserrückhaltebecken Feldolling

Ein wesentlicher Bestandteil der Hochwasserschutzmaßnahmen ist das Hochwasserrückhaltebecken Feldolling. Der BUND Naturschutz lehnt es nicht grundsätzlich ab, fordert jedoch zahlreiche Korrekturen an der vorliegenden Planung mit dem Ziel natürliche Rückhalteräume zuzulassen und zu nutzen.
Der BUND Naturschutz setzt sich in seiner allgemeinen Position für einen ökologischen Hochwasserschutz ein. Unmittelbar am Fluss gehören dazu Erhalt und Reaktivierung von natürlichen Überschwemmungsgebieten, Erhalt der derzeit noch vorhandenen Auen, sowie Rückverlegung von Deichen. Technisch gesteuerte Speicherpolder stellen dagegen grundsätzlich ein ökologisches Problem dar, weil die nicht an Überflutung angepasste Flora und Fauna von Vernichtung bedroht sind. Der BUND Naturschutz lehnt derartige Polder daher grundsätzlich ab. Angesichts der örtlichen Situation im unteren Mangfalltal mit einer dichten und flussnahen Bebauung, Gefährdung von ca. 42.000 Einwohnern und einem Schadenspotential von rund 1 Mrd. € (Angaben des WWA Rosenheim) spricht sich der BUND Naturschutz aber in diesem Fall nicht generell gegen eine Polderlösung aus. Er fordert jedoch die Berücksichtigung wichtiger Aspekte, um die ökologischen Schädigungen wenigstens zu minimieren.

Kritisch setzt sich der BUND Naturschutz mit dem landschaftspflegerischen Begleitplan und den darin enthaltenen Maßnahmen auseinander. Er fordert einen konkreten Zeitplan für Neupflanzungen und einen wirksamen Schutz für vorhandene Bäume und Gehölze, und dies detailliert für jeden einzelnen Bauabschnitt und Konfliktbereich.

Insbesondere aber fordert der BN Deichrückverlegungen vom jetzigen Ufer weg. Damit könnten für die Mangfall gewässerökologische Verbesserungen wie Uferaufweitungen und ein breiteres Vorland als natürliche Überschwemmungsflächen erreicht werden. Vorhandene Auwaldreste könnten zumindest teilweise erhalten oder neu begründet werden. Zwar würde dadurch der Retentionsraum gegenüber der Planung verringert, aber dies kann nicht das alleinige Argument sein. Vielmehr müssen alle Möglichkeiten zur Gewinnung von Retentionsraum entlang der unteren Mangfall, aber auch im Oberlauf und in den Zuflüssen genutzt werden. Keinesfalls darf weiterhin in Überschwemmungsgebieten gebaut werden.