Rosenheimer Energiedialoge hielten Workshop zu PV-Balkonkraftwerken ab
Anton Keilhauer beschrieb das Balkonkraftwerk als kleine PV-Anlage, deren Module aus Sonnenstrahlung Gleichstrom erzeugen; über einen Wechselrichter wird dieser in das häusliche Netz eingespeist. Strom, der dort nicht benötigt wird, fließt ohne Vergütung ins öffentliche Netz. Ein typischer Balkonkraftwerk-Bausatz besteht aus 2 bis 4 PV-Modulen, einem Mikrowechselrichter samt Montagewinkeln dafür und einem steckfertigen Satz an Kabeln. Die Modulkabel kann man bei Bedarf durch fertige Kabel mit Stecker und Buchse verlängern. Den Wechselrichter sollte man nicht direkt an den Modulen befestigen, um Überhitzungsprobleme zu vermeiden.
Die Module lassen sich nicht nur senkrecht am Balkon montieren, sondern alternativ auf dem Schrägdach oder schräg an der Fassade, aufgeständert auf dem Flachdach oder auf dem Boden.
In jedem Fall braucht man eine stabile mechanische Unterkonstruktion, die fest mit dem Gebäude oder dem Boden verbunden sein muss, um auch Wind- und Schneelast standzuhalten. Das unterschiedliche Temperaturverhalten der verwendeten Materialien ist zu berücksichtigen.
Für die Befestigung auf Ziegeldächern empfahl der Referent, statt der üblichen Kombination aus Dachhaken und bearbeiteten Dachziegeln lieber spezielle Blechziegel zu verwenden. Diese sind teurer, können aber Schäden am Dach durch falsche Montage, Wind- und Schneelast vermeiden.
Werden größere Anlagen montiert, ist Vorsicht geboten: In Reihe geschaltete PV-Module können bei Lichteinfall lebensgefährliche Gleichspannungen von mehreren 100 V erzeugen. Auch durch Berührung statisch aufgeladener Metallteile ist ein Stromschlag möglich.
Mit einem einfachen PV-Balkonkraftwerk kann man 25 bis 30 % Strom sparen. Selbst bei ungünstigen Verhältnissen amortisieren sich die Anlagen schon nach 3 bis 4 Jahren.
Um die überschüssige Energie selbst zu nutzen, kann man sie in einer zyklenfesten Batterie, am besten mit Lithiumeisenphosphat-Zellen, für die Nachteinspeisung zwischenspeichern. Für die reine Notstromversorgung wichtiger Verbraucher reicht eine preisgünstige Batterie, z. B. ein wartungsfreier Blei-Gel-Akku; man braucht aber einen zweiten Wechselrichter. Beide Möglichkeiten lassen sich auch kombinieren. Je komplexer das System, desto mehr Steuer-Elektronik wird notwendig und desto eher ist fachmännische Hilfe gefragt.
Zu den Neuerungen 2024 gehört, dass der Anschluss per Schuko-Stecker erlaubt ist. Dennoch behalten Wieland- und Betteri-Stecker ihre Berechtigung: Sie können durch Kinder nicht einfach herausgezogen werden und sind z. B. gegen Regen besser abgedichtet. Allerdings muss die Steckdose durch eine Elektrofachkraft montiert werden.
Die Einspeiseleistung wurde auf 800 W erhöht. In Haushalten mit einem alten Ferraris-Zähler darf dieser bei Einspeisung ins Netz rückwärts laufen, was PV-Balkonkraftwerke dort besonders attraktiv macht. Bis 2026 entfällt die Mehrwertsteuer. Die Anmeldung ist vereinfacht, ebenso wie die Installation für Mieter und Wohnungseigentümer.
Die „Rosenheimer Energiedialoge“ sind eine Initiative von TH Rosenheim, Landratsamt Rosenheim, Energiezukunft Rosenheim, Klimaschutzmanagement Kolbermoor, Rosolar und BUND Naturschutz Rosenheim. Nach Möglichkeit wird einmal im Monat an wechselnden Orten der Region eine Informationsveranstaltung zu den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit angeboten. Teilnehmen können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Der Eintritt ist frei und eine Voranmeldung nicht erforderlich.