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Wasserburg am Inn

Artenvielfalt in Bernau - Auf dem Hitzelsberg

Der Hitzelsberg konnte sich seit vielen Jahrzehnten extensiver Nutzung durch besondere geologische Gegebenheiten und einen hohen Reichtum an ökologischen Strukturen zu einem ganz besonderen und noch relativ großen zusammenhängenden Hotspot der Artenvielfalt in Bernau entwickeln. Insbesondere die Wiesen in Südhanglage sind durch magere und mehr oder weniger trockene Bereiche, die ganz unten auch feuchter werden, ein Paradies an vielen Gräsern und Blütenpflanzen, die wiederum einer Vielzahl an Insekten Nahrung und Lebensraum bieten.

Der Wald auf der Kuppe und an der Nordseite des Hitzelsbergs ergänzt das Angebot an Lebensräumen durch große und alte Bäume, die vielen Vögel, darunter etliche Greifvögel, als Bruthabitate und Nahrungsgrundlage dienen.

Diese Artenvielfalt soll hier in einer losen Folge von Berichten näher gebracht werden.

Die Vögel am Hitzelsberg: Der Grünspecht

Im Frühjahr hört man eine Vielzahl unterschiedlicher Vogelstimmen am Hitzelsberg. Charakteristisch ist der Grünspecht (Picus viridis), auch Gras- oder Erdspecht genannt, sowohl im Aussehen als auch in seinem Gesang: Ein lautes und schallendes Gelächter, das jeder wohl schon einmal gehört hat. Wie der Name schon sagt, hat der Grünspecht ein grün schillerndes Gefieder, dazu auf dem Kopf eine rote Kappe und eine schwarze Gesichtsmaske. Er ist der zweitgrößte heimische Specht, nach dem Schwarzspecht, mit einer Länge von 30 bis 36 cm und einer Spannweite von etwa 50 cm.

Der Lebensraum des Grünspechts sind halboffene Waldlandschaften, Grünland mit alten Bäumen, Streuobstwiesen. Als Nisthöhlen bezieht er verlassene Brut- und Überwinterungshöhlen anderer Spechte, oder er legt sich selbst eine Höhle an im weichen Holz von angefaulten Bäumen. Daher ist es wichtig, einen Anteil von Alt- und Totholz zu belassen, wo dies irgend möglich ist. Das kommt nicht nur dem Grünspecht, sondern allen Spechtarten und anderen Vögeln zugute.

Die erste Brutzeit beginnt im April/ Mai. Das Weibchen legt 5 bis 8 weiße Eier auf eine dünne Schicht von Holzspänen. Falls die Brut nicht zum Erfolg führt, kann sie ein bis zwei Mal wiederholt werden, bis in den August.
Seine Nahrung in Form von Ameisen sucht der Grünspecht hauptsächlich am Boden, aber auch unter der Rinde von alten Bäumen. Man sieht ihn daher oft in der Wiese umherlaufen, wo er allerdings mit seinem grünen Gefieder gut getarnt ist. Milde Winter kommen ihm entgegen, und bei ausreichendem Habitatangebot gehört der Grünspecht nicht zu den seltenen Arten. Gleichwohl wurde er 2003 in die Vorwarnstufe der Roten Liste in Bayern aufgenommen. Der Buntspecht ist um 10 mal häufiger.

Neben dem Grünspecht brütet auch der große und seltenere Schwarzspecht auf dem Hitzelsberg, natürlich auch der Buntspecht und der seltene Kleinspecht.   Pia Ostler, Quellen: NABU und Wikipedia

Artenvielfalt am Hitzelsberg: Der Blauschwarze Ölkäfer

Die große Artenvielfalt und Qualität als Naherholungsgebiet auf dem Hitzelsberg ist ja bekannt, nicht zuletzt deswegen zieht es viele Spaziergänger und Naturfreunde dorthin. Eine weitere bemerkenswerte Insektenart wurde nun dort entdeckt, das „Insekt des Jahres“ 2020: der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus). Wie der Name schon sagt, glänzt der ca 10 bis 35 mm lange Körper des Käfers schwarzblau. Er enthält ein hochwirksames Reizgift, das Cantharidin, das in der Antike auch als Heilmittel verwendet wurde.

Sein Lebensraum sind sandige und offene Stellen im Boden, so wie sie auch der Hitzelsberg bietet. Auch die Lebensweise des auffälligen Käfers ist bemerkenswert. Seine Larven klettern auf Blüten und warten dort auf bestimmte Wildbienen, an die sie sich klammern und von denen sie unbeabsichtigt in deren Nester getragen werden. Dort fressen sie zuerst die Larven der Wildbienen und danach in einem zweiten Larvenstadium deren Honigpollenbrei.
Der Käfer braucht also einen Lebensraum, an dem auch Wildbienen vorkommen, was am Hitzelsberg ebenfalls gegeben ist.
Obwohl ein Käferweibchen nach der Paarung mehrmals jeweils mehrere Tausend Eier im Boden ablegt, ist der Schwarzblaue Ölkäfer in der Roten Liste in Deutschland als gefährdet (RL 3) eingestuft. Als Ursachen werden von Insektenkundlern vor allem der Verlust an Lebensraum und der Straßenverkehr genannt.
Da der auffällige Käfer tagaktiv ist, kann man ihn als aufmerksamer Besucher vielleicht schon einmal zu Gesicht bekommen, wenn man Glück hat.

Vom Kreisverkehr an der Autobahn aus kann man nun auch schon den Verlauf der geplanten Straße zur Erschließung des geplanten Hotels auf dem Hitzelsberg erkennen. Über eine Feuchtwiese führt sie in den Wald (den sogenannten „Verschönerungswald“ von Bernau) und wird diesen auf einer langen und Serpentinen-reichen Strecke durchschneiden. Das wird erhebliche Auswirkungen auf die Ökologie und den Lebensraum des Waldes sowie auf das Landschaftsbild haben. Die Gemeinde zahlt einen hohen Preis für die Entwicklung des Areals, angesichts von Flächenverbrauch, Artensterben und voraussehbarer Klimakatastrophe.