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Wasserburg am Inn

NATUR- UND KULTURSPAZIERGÄNGE 2020

Samstag, 25. Januar 
 

13:00 Uhr

Silberreiher, Krickente und Biber

Winterspaziergang zur Naturbeobachtungsstation an der Prienmündung

Treff:    Prien, Prienavera 

Dauer: ca. 3 Std. - Gehzeit: ca. 2 Std. - Fernglas empfohlen

 

Samstag, 22. Februar


13:00 Uhr ab Prien: 
13:45 Uhr ab Bernau:

Gefiederte Wintergäste im Irschener Winkel

Naturspaziergang zur Beobachtungsstation am Irschener Winkel

Treff:    Prien, Gasthof Fischer am See

            Bernau, Bahnhof 

Dauer: ca. 3 Std. - Gehzeit: ca. 2 Std. - Fernglas empfohlen

 

Samstag, 21. März  - ABGESAGT!!!

 

12:45 Uhr

Frühling auf der Herreninsel

Blumen- und Vogelstimmenwanderung rund um die Herreninsel

Treff:    Dampfersteg Prien - Stock 

Dauer ca. 4 Std. – Brotzeit empfohlen

 

Dienstag,       7. April - ABGESAGT!!!

Mittwoch,     15. April - ABGESAGT!!!

Donnerstag, 23. April

Montag,        27. April

17:00 Uhr 

 

Alle Vögel sind schon da ....

Vogelstimmenwanderungen im Eichental

Treff:    Prien, Parkplatz 1 an der Beilhackstraße 

Dauer: 2 Std.

Samstag, 27.6
 

13:00 Uhr ab Prien:

13:15 Uhr Bernau:

 

Rund um den Bärnsee

Wanderung von Bernau zum Bärnsee

Treff:    Prien, Parkplatz 1 an der Beilhackstraße, Fahrgemeinschaften 

            Bernau, Parkplatz am Minigolfplatz, Rottauer Str.

Dauer: 5 Std. - Gehzeit: 4 Std. - Brotzeit empfohlen

 

Samstag, 18. Juli
 

13:50 Uhr  

 

 

Hoch über dem Chiemsee

Wanderung von Rimsting zur Ratzinger Höhe

Treff:    Busbahnhof Prien 

Dauer: 5 Std. - Gehzeit: 4 Std. - Brotzeit empfohlen

 

Sonntag, 9. August 
 

11:00 Uhr

 

Romantische Fleckerl an der Prien

Flusswanderung von Vachendorf bis Prien (Hin mit der Chiemgau-Bahn)

Treff:    Prien, Bahnhof 

Dauer: ca. 5 Std. - Gehzeit: 4 Std. - Brotzeit empfohlen

 

Samstag, 5. September
 

13:00 Uhr

 

 

Malerische Kirchen und Chiemseeblick

Rundwanderung über Urschalling, Hittenkirchen und Bauernberg

Treff:    Prien, Parkplatz 1 an der Beilhackstr.

Dauer: 4 Std. - Gehzeit: 3 Std.

Samstag, 10. Oktober

 

13:00 Uhr

 

 

Von Baum zu Baum

Spaziergang zu heimischen und exotischen Bäumen in Prien

Treff:    Prien, Haus des Gastes, Alte Rathausstr. 11

Dauer: 3 Std.

Alle Wanderungen sind für Kinder ab 5 Jahre geeignet

Der BUND Naturschutz, Rosenheim ist mit dem Qualitätssiegel "Umweltbildung.Bayern" ausgezeichnet.

Wanderprogramm als PDF-Dokument anzeigen


Kommunalwahl 2020

Podiumsdiskussion mit Bürgermeisterkandidaten

Unter dem Motto „Nachgefragt“ veranstaltete die Ortsgruppe Bernau des BUND Naturschutz (BN) eine Podiumsdiskussion mit Bernauer Bürgermeisterkandidaten. Leider nahmen nur die Bürgermeisterkandidaten Philipp Bernhofer, (Bernauer Liste) und Severin Ohlert, (Grüne/Bündnis 90) teil. Wegen vermuteter Parteinahme für Bürgermeister Bernhofer, der von 2011 bis 2014 Vorsitzender der Ortsgruppe Bernau war, lehnten die Kandidaten von CSU, SPD, FW/ÜWG und WMG eine Teilnahme ab. Unter anderem wurde kritisiert, dass im Vorfeld eine Terminklärung mit dem Bürgermeister erfolgte. Kasperczyk dazu: „eine Diskussionsrunde ohne Bürgermeister wäre sicher auch als parteilich ausgelegt worden“. 

Trotz der Abwesenheit der vier Kandidaten wurde die Veranstaltung durchgeführt, da bayernweit der BUND Naturschutz um Berücksichtigung von Natur- und Klimaschutz bei der Kommunalwahl 2020 warb. So sollen z. B. nach den Vorstellungen der bayerischen Staatsregierung das CO2-Äquivalent der Treibhausgasemissionen je Einwohner von 7,1 t bis 2030 bis unter 5 Tonnen gesenkt werden. Dies kann nur erreicht werden, wenn in jeder Gemeinde entsprechende Maßnahmen zum Klimaschutz erfolgen. 

Alle Kandidaten wurden vorab die 4 Fragen zu Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in Bernau zugesandt.

Die erste Fragestellung betraf den kommunaler Klimaschutz:

Severin Ohlert möchte Energieeinsparung und Umstellung auf erneuerbare Energien vorantreiben, die Bauleitplanung stärker als bisher auf energetische Aspekte ausrichten, den ÖPNV fördern und den Individualverkehr reduzieren. Dabei kommt der Gemeinde mit ihren Gebäuden Vorbildcharakter zu. 

Philipp Bernhofer verwies auf die Einstellung des Klimaschutzmanager zusammen mit Aschau, die Gründung der Bürgerenergiegenossenschaft, die Sanierung von kommunalen Gebäuden und die Schaffung und Sicherung von Grünen Lungen wie den Alten Sportplatz. Diese Politik will er fortsetzen und verwies auf die bereits durchgeführten Sanierungen und an notwendige Sanierung des Haus des Gastes.

Die Diskussion zeigte schnell, dass die Gemeinde sich an das Baugesetzbuch halten muss und kann deshalb bei der Bauleitplanung meist nur empfehlen. Ein Bürger merkte an, dass kommunale Klimaschutzmaßnahmen mehrheitlich vom Gemeinderat beschlossen werden müssen.

Der zweite Themenkreis galt dem Artenschutz:

Bernhofer führte aus, dass seit 2014 eine schrittweise Umwandlung von Grünflächen in Blühwiesen im Gange ist und im Herbst 2019 ein Kiebitzschutzgebiet im Gemeinderat beschlossen wurde. Die Pflanzungen auf dem alten Sportplatz rückgängig zu machen und diesen stattdessen zu bebauen erteilte er eine Absage und meinte weiter: „man sollte auch mal Wildnis zulassen“.

Ohlert fordert Artenschutz durch eine pestizitfreie Gemeinde, verstärkten Insektenschutz durch Blühwiesen und weniger Lichtverschmutzung sowie eine Baumschutzverordnung. Nur mit einer Baumschutzverordnung können Bäume geschützt werden. Zu den ökologisch wertvollen Flächen am Hitzelsberg meinte er, dass diese durch eine möglichst geringe Bebauung geschützt werden müssen.
Das Stichwort „Hitzelsberg“ nutzte der Bürgermeister um zahlreiche Fragen zum Verkauf des Hitzelsbergs zu beantworten. Bernhofer: „Es gibt einen unterschriebenen Kaufvertrag zwischen dem Investor und der Gemeinde. Dieser Vertrag enthält Vereinbarungen, die alle erfüllt werden müssen, bevor der Eigentumsübergang durch Grundbucheintrag und Bezahlung erfolgen kann. Diese Punkte werden z.Zt. abgearbeitet.

In einem umfangreichen Diskussionsteil wurden von Ohlert, Bernhofer und Kasperczyk Fragen zum Vorkommen des Bibers, der Gehölzentnahme im Irschner Winkel, zum Kiebitzschutz mit dem Problem der freilaufenden Hunde, Silvesterfeuerwerksverbot im Irschner Winkel sowie zu den artenfeindlichen Steingärten beantwortet.

Dritte Frage: wie kann Bauen und Flächensparen in Einklang gebracht werden?

Beide Kandidaten waren sich einig, dass bezahlbarer Wohnraum für Einheimische geschaffen werden muss. Priorität hat dabei die Nutzung von leerstehenden Wohnungen, Sanierung, Nachverdichtung und höheres Bauen.

Ohlert führte dazu aus, dass neues Bauland immer durch die Hand der Gemeinde gehen muss, um entsprechend steuern zu können. Eine Vergabe sollte nur noch in Erbpacht erfolgen. 

Bernhofer sieht die größte Steuerungsmöglichkeit, wenn die Gemeinde als Bauherr auftritt. Auch möchte er dafür sorgen, dass bei Gewerbeansiedlungen möglichst viele Arbeitsplätze pro versiegelten Quadratmeter Fläche geschaffen werden.

Zu all diesen Vorstellungen meinte ein Bürger, erstmals sollte der Gemeinderat darüber befinden, wie groß Bernau werden soll. 

Ohlert merkte weiter an, dass die gepante Bebauung des Hitzelsbergs zusammen mit der Zufahrtsstraße einen erheblichen Flächenverbrauch und Eingriff und Natur darstellt. Die Nutzung der vorhanden Gebäude und einer geringen Neuversieglung würde er den Vorzug geben. Die ökologisch wertvollen Flächen sollten im Besitz der Gemeinde bleiben und durch öffentliche Gelder, z. B. Naturschutzfond mit finanziert werden. 

Bernhofer dagegen sieht in dem Verkauf des Hitzelsbergs einen geglückten Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie: im Zuge des Verkaufs des Hitzelsbergs und dem Bau einer Zufahrtsstraße abzweigend von der B305 wird der Erhalt der wertvollen Flächen am Südhang gesichert. 

Der vierte Fragerunde zum Thema „Begrenzung des motorisierten Individualverkehr“ wurde wegen der fortgeschrittenen Uhrzeit nur noch gestreift. 

Ohlert hält eine touristische Nutzung des Bahnhofs mit Fahrradverleih und Standort der Touristinfo für sinnvoll. Die Parksituation am Bahnhof könnte durch ein zu begrünendes Parkdeck verbessert werden.

Bernhofer widersprach: „mehr Parkfläche bedeutet mehr Verkehr durch Bernau“. Besser wäre es, wenn die Bahnhöfe in Übersee und Bernau so vom ÖPNV bedient werden, dass die Pendler möglichst ohne Auto von und zur Arbeit kommen könnten.

Gegen 22:20 schloss Peter Kasperczyk die Veranstaltung mit Dank an die Bürgermeisterkandidaten und alle Besuchern. 

BUND Naturschutz in Bayern e. V. Ortsgruppe Bernau 


Artenvielfalt in Bernau - Auf dem Hitzelsberg

Der Hitzelsberg konnte sich seit vielen Jahrzehnten extensiver Nutzung durch besondere geologische Gegebenheiten und einen hohen Reichtum an ökologischen Strukturen zu einem ganz besonderen und noch relativ großen zusammenhängenden Hotspot der Artenvielfalt in Bernau entwickeln. Insbesondere die Wiesen in Südhanglage sind durch magere und mehr oder weniger trockene Bereiche, die ganz unten auch feuchter werden, ein Paradies an vielen Gräsern und Blütenpflanzen, die wiederum einer Vielzahl an Insekten Nahrung und Lebensraum bieten.

Der Wald auf der Kuppe und an der Nordseite des Hitzelsbergs ergänzt das Angebot an Lebensräumen durch große und alte Bäume, die vielen Vögel, darunter etliche Greifvögel, als Bruthabitate und Nahrungsgrundlage dienen.

Diese Artenvielfalt soll hier in einer losen Folge von Berichten näher gebracht werden.

Die Vögel am Hitzelsberg: Der Grünspecht

Im Frühjahr hört man eine Vielzahl unterschiedlicher Vogelstimmen am Hitzelsberg. Charakteristisch ist der Grünspecht (Picus viridis), auch Gras- oder Erdspecht genannt, sowohl im Aussehen als auch in seinem Gesang: Ein lautes und schallendes Gelächter, das jeder wohl schon einmal gehört hat. Wie der Name schon sagt, hat der Grünspecht ein grün schillerndes Gefieder, dazu auf dem Kopf eine rote Kappe und eine schwarze Gesichtsmaske. Er ist der zweitgrößte heimische Specht, nach dem Schwarzspecht, mit einer Länge von 30 bis 36 cm und einer Spannweite von etwa 50 cm.

Der Lebensraum des Grünspechts sind halboffene Waldlandschaften, Grünland mit alten Bäumen, Streuobstwiesen. Als Nisthöhlen bezieht er verlassene Brut- und Überwinterungshöhlen anderer Spechte, oder er legt sich selbst eine Höhle an im weichen Holz von angefaulten Bäumen. Daher ist es wichtig, einen Anteil von Alt- und Totholz zu belassen, wo dies irgend möglich ist. Das kommt nicht nur dem Grünspecht, sondern allen Spechtarten und anderen Vögeln zugute.

Die erste Brutzeit beginnt im April/ Mai. Das Weibchen legt 5 bis 8 weiße Eier auf eine dünne Schicht von Holzspänen. Falls die Brut nicht zum Erfolg führt, kann sie ein bis zwei Mal wiederholt werden, bis in den August.
Seine Nahrung in Form von Ameisen sucht der Grünspecht hauptsächlich am Boden, aber auch unter der Rinde von alten Bäumen. Man sieht ihn daher oft in der Wiese umherlaufen, wo er allerdings mit seinem grünen Gefieder gut getarnt ist. Milde Winter kommen ihm entgegen, und bei ausreichendem Habitatangebot gehört der Grünspecht nicht zu den seltenen Arten. Gleichwohl wurde er 2003 in die Vorwarnstufe der Roten Liste in Bayern aufgenommen. Der Buntspecht ist um 10 mal häufiger.

Neben dem Grünspecht brütet auch der große und seltenere Schwarzspecht auf dem Hitzelsberg, natürlich auch der Buntspecht und der seltene Kleinspecht.   Pia Ostler, Quellen: NABU und Wikipedia

Artenvielfalt am Hitzelsberg: Der Blauschwarze Ölkäfer

Die große Artenvielfalt und Qualität als Naherholungsgebiet auf dem Hitzelsberg ist ja bekannt, nicht zuletzt deswegen zieht es viele Spaziergänger und Naturfreunde dorthin. Eine weitere bemerkenswerte Insektenart wurde nun dort entdeckt, das „Insekt des Jahres“ 2020: der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus). Wie der Name schon sagt, glänzt der ca 10 bis 35 mm lange Körper des Käfers schwarzblau. Er enthält ein hochwirksames Reizgift, das Cantharidin, das in der Antike auch als Heilmittel verwendet wurde.

Sein Lebensraum sind sandige und offene Stellen im Boden, so wie sie auch der Hitzelsberg bietet. Auch die Lebensweise des auffälligen Käfers ist bemerkenswert. Seine Larven klettern auf Blüten und warten dort auf bestimmte Wildbienen, an die sie sich klammern und von denen sie unbeabsichtigt in deren Nester getragen werden. Dort fressen sie zuerst die Larven der Wildbienen und danach in einem zweiten Larvenstadium deren Honigpollenbrei.
Der Käfer braucht also einen Lebensraum, an dem auch Wildbienen vorkommen, was am Hitzelsberg ebenfalls gegeben ist.
Obwohl ein Käferweibchen nach der Paarung mehrmals jeweils mehrere Tausend Eier im Boden ablegt, ist der Schwarzblaue Ölkäfer in der Roten Liste in Deutschland als gefährdet (RL 3) eingestuft. Als Ursachen werden von Insektenkundlern vor allem der Verlust an Lebensraum und der Straßenverkehr genannt.
Da der auffällige Käfer tagaktiv ist, kann man ihn als aufmerksamer Besucher vielleicht schon einmal zu Gesicht bekommen, wenn man Glück hat.

Vom Kreisverkehr an der Autobahn aus kann man nun auch schon den Verlauf der geplanten Straße zur Erschließung des geplanten Hotels auf dem Hitzelsberg erkennen. Über eine Feuchtwiese führt sie in den Wald (den sogenannten „Verschönerungswald“ von Bernau) und wird diesen auf einer langen und Serpentinen-reichen Strecke durchschneiden. Das wird erhebliche Auswirkungen auf die Ökologie und den Lebensraum des Waldes sowie auf das Landschaftsbild haben. Die Gemeinde zahlt einen hohen Preis für die Entwicklung des Areals, angesichts von Flächenverbrauch, Artensterben und voraussehbarer Klimakatastrophe.


Vogelschutzgebiet Irschener Winkl

Wiederansiedlung von Kiebitz Brutpaaren

WIESENBRÜTERSCHUTZ IM IRSCHENER WINKEL

Beschilderung zeigt erste Erfolge

Im Irschener Winkel soll der Kiebitz wieder heimisch werden. Hierfür eignet sich besonders das Gebiet zwischen Birkenallee, Siebertweg (Chiemseerundweg) und Autobahn. Noch bis Mitte der 1980er Jahre brüteten hier bis zu 20 Paare dieses stark bedrohten Vogels. Damit sich der Kiebitz wieder ansiedeln kann, benötigt er störungsfreie Bereiche. Daher weisen seit März entsprechende Informationstafeln auf das Gebiet hin, die die Besucher zudem bitten, das Gebiet bis Ende Juni nicht zu betreten und sich nur auf den ausgewiesenen Wegen aufzuhalten.

Anfang April konnte nun ein Kiebitzpaar im ausgewiesenen Wiesenbrüterareal fotografiert werden. Diese erfreuliche Beobachtung belegt, dass die Maßnahmen bereits erste Erfolge bringen und wirklich sinnvoll und wichtig sind. Zumal gleichzeitig auch ein ebenfalls zu den Wiesenbrütern gehörender Großer Brachvogel bei der Nahrungssuche beobachtet wurde. Wie wichtig diese Wegsperrungen sind, zeigte sich deutlich, als kurz nach Beobachtung der Vögel ein Jogger mitten in das Gebiet lief und damit die Vögel aufscheuchte und leider vertrieb.

Der Gebietsbetreuer für den Chiemsee, Dirk Alfermann, bittet daher alle Besucher des Irschener Winkels, sich weiterhin an das Wegegebot zu halten, um eine Ansiedlung der hoch bedrohten Wiesenbrüter dauerhaft zu ermöglichen.

Der Irschener Winkel, im Gemeindegebiet Bernau a. Ch. gelegen, ist immer noch ein ökologisch herausragendes Gebiet, das vielen Arten einen wertvollen Lebensraum bietet. Allerdings sind dort in den vergangenen Jahren zahlreiche Arten ausgestorben. Das betrifft beispielsweise Kiebitze, Braunkehlchen und Wiesenpieper. Um die noch verbliebenen Arten im Gebiet zu schützen, bittet die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Rosenheim um dringende Mithilfe.

„Der will nur spielen!“, sind sich viele Hundehalter sicher. Aber für viele Vogelarten bedeutet ein aufstöbernder Hund Lebensgefahr. Freilaufende Hunde werden von Wildtieren als Gefahr wahrgenommen. Der Fluchtinstinkt und der Stress, den auch ein gut erzogener Hund bei Wildtieren auslöst, führen zu Energieverlust und erhöhtem Nahrungsbedarf.

In der Brutzeit wirken sich diese Störungen besonders nachteilig auf die Aufzucht der Jungen aus. Störungen bei der Nahrungssuche bedeutet oft hungern für die Küken. Werden die Elterntiere vom Nest aufgescheucht, erkalten die Eier und die Küken sterben. Deshalb werden die Hundehalter dringend gebeten, ihre Hunde speziell während der Brutzeit im Frühjahr nicht frei laufen zu lassen.

Kiebitz soll in den Irschener Winkel zurückkehren

Vor gut 60 Jahren war der Kiebitz am und um den Chiemsee noch ein häufiger und regelmäßiger Brutvogel. Allein im südlichen Bereich des Sees zählte man 50 bis 60 Brutpaare. Auch der Irschener Winkel war eines der Schwerpunkt-Brutgebiete. Noch Mitte der 1980er Jahre konnten hier 20 Brutpaare festgestellt werden. Seit Ende der 1990er Jahre ist der Kiebitz als Brutvogel im Irschener Winkel verschwunden, wie auch an vielen anderen Stellen um den See. Dies soll sich nach Wunsch des Chiemsee-Gebietsbetreuers, Dirk Alfermann, wieder ändern. Denn gerade im Irschener Winkel findet man – dank der extensiven Bewirtschaftung durch ortsansässige Landwirte – noch artenreiche, extensive Streuwien, die für den Kiebitz als Bruthabitat geeignet wären. Leider verlaufen gerade hier im südlichen Teil des Irschener Winkels auch einige Trampelpfade, die gerne von Spaziergängern mit Hunden genutzt werden. In der Brutzeit führt dies zu massiven Störungen, so dass hier kein Wiesenbrüter – zu denen die Kiebitze gehören – ungestört und erfolgreich brüten kann. Daher sollen diese Pfade in der Brutzeit von Anfang März bis Ende Juni gesperrt werden. Dirk Alfermann bittet um entsprechendes Verständnis in der Bevölkerung. Ende Februar, vor Beginn der Brutsaison, werden Hinweistafeln aufgestellt. Über die weiteren Entwicklungen berichtet der Gebietsbetreuer in einer der nächsten Ausgaben.
Die Gemeinde Bernau wird das Projekt aktiv begleiten und unterstützen. Hierzu liegt ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss vor. Mit vereinten Kräften sollte mehr Schutz für die Wiesenbrüter gelingen!

Dirk Alfermann, Gebietsbetreuer Chiemsee


Störche, Herbst-Drehwurz und Hochwasser

Ein langer und heißer Sommer ist vorbei, der Herbst verspricht noch schöne und warme Tage. Anfang August gab es im Chiemgau und bei uns in Bernau ein dramatisches Hochwasser-Ereignis, das gezeigt hat, dass der Klimawandel uns Alle weltweit betrifft, wenn auch in unterschiedlicher Form. Und es hat gezeigt, dass Flächen nicht unbegrenzt bebaut und versiegelt werden dürfen, denn das Wasser braucht freie Wiesen und Auwälder, um versickern zu können. Die Weißstörche haben zur Freude aller Bernauer erfolgreich gebrütet und sind wohl schon nach Afrika gezogen, wir hoffen, dass sie im nächsten Jahr wieder den Weg zu uns finden. In der Nähe der Aschauer Straße wurde im August auch ein Schwarzstorch gesichtet, der sehr selten ist und auf Bäumen in größeren Waldgebieten mit naturnahen Fließgewässern brütet. Beide Storchenarten sind auf der Roten Liste in Bayern. Ende Juli fand die Jahreshauptversammlung des vor drei Jahren gegründeten Landschaftspflegeverbands (LPV) Rosenheim statt. Leider hatte sich der Gemeinderat seinerzeit gegen einen Beitritt Bernaus ausgesprochen. Die Ortsgruppe des BN ist allerdings Mitglied. Der LPV wirkt landkreisweit mit Naturschutzprojekten und Biotoppflegemaßnahmen für eine intakte Kulturlandschaft, er berät Landwirte und Kommunen. Die Landschaftspflege wird meist von den heimischen Landwirten selbst durchgeführt. Am Hitzelsberg-Südhang hat wieder die unscheinbare Orchidee Herbst-Drehwurz geblüht, eine seltene Art der Roten Liste. Auch sonst sind die Wiesen und Waldränder reich an Pflanzen- und Tierarten, insbesondere Insekten, was in Zeiten des Artensterbens nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Der BN hat deshalb eine Unterschutzstellung beantragt, um diese Wiesen dauerhaft zu bewahren. Leider wurde im August der Einsatz des Mückengiftes Bti durch den AUV beschlossen. Entgegen wiederholter Beteuerungen werden dadurch nicht nur Stechmücken, sondern auch 50% der Zuckmückenlarven abgetötet, die nicht stechen und eine wichtige Nahrungsgrundlage für Libellen, Vögel, Amphibien und Fische darstellen. Die Kreisgruppe und der Landesverband des BN gaben im September eine umfangreiche und fundierte Stellungnahme gegen den 6-spurigen Ausbau der A8 von Achenmühle bis zum Bernauer Berg ab. Stattdessen wird ein moderater Anbau von Standstreifen dort, wo es diese noch nicht gibt, unterstützt.


Eröffnung der Ausstellung "Insekten - einfach unverzichtbar"

Eröffnung der Ausstellung "Insekten - einfach unverzichtbar"
am 10. Juli 2020 um 17 Uhr
auf dem Rathausplatz in Bernau
mit musikalischer Begleitung durch die Hafenstoaner Alphornbläser

„Faszination Insekten“ im Rathaus bis 11. August 2020

Ausstellungseröffnung

Gerade noch schien die Sonne vom heißen Julihimmel, als die Hafenstoaner mit ihren Alphörnern die Ausstellung „Faszination Insekten – Insekten einfach unverzichtbar“ auf dem Rathausplatz musikalisch eröffneten. Die Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber begrüßte die anwesenden Besucher*ìnnen und bedankte sich für die Aktivitäten des Kunstkreises und des Bund Naturschutz Bernau, dass sie das Rathaus mit Leben erfüllten. Da schüttete es schon los, und die Gesellschaft flüchtete sich ins Innere, wo auch die 10 großformatigen Ausstellungsplakate aufgebaut waren.

Die Vorsitzende der Ortsgruppe, Pia Ostler, zeigte sich erfreut, dass diese Ausstellung mit dem so wichtigen Thema nach langen Monaten der erzwungenen Pause endlich wieder gezeigt werden könne. Sie betonte, dass auch Maßnahmen gegen das Artensterben ebenso schnell und effektiv umgesetzt werden müssten wie die Maßnahmen gegen Corona in den letzten Wochen. Positive Ansätze seien durch das ein Jahr zuvor in Kraft gesetzte Volksbegehren Artenvielfalt zu erkennen.

Frau Viktoria Puchstein von der Ortsgruppe Rimsting, die die Ausstellung maßgeblich mit konzipiert hatte, erläuterte anschaulich ihre Beweggründe und die einzelnen Themen. Der Rückgang der Insekten war schon lange unter Fachleuten bekannt, aber erst die Krefelder Studie von 2017 rüttelte die Medien und Menschen auf. In einem 27-jährigen Feldversuch hatten Forscher die Anzahl der Fluginsekten in Schutzgebieten in ganz Deutschland untersucht und dabei einen Rückgang der Biomasse um 76 % festgestellt! Weitere Untersuchungen in Europa und der Welt belegen ähnliche, erschreckende Ergebnisse. Anhand eines Nahrungsnetzes werden auf einer der Schautafeln die wichtigen Beziehungen eines Ökosystems dargestellt: Wenn einzelne Tier- oder Pflanzenarten wegfallen, kann das noch ausgeglichen werden. Wenn es aber zu viele werden, wird das Netz löchrig und reißt schließlich. Die Konsequenzen des Artenrückgangs sind noch nicht abzusehen, aber sie werden dramatisch sein.

Die Ausstellung zeigt aber nicht nur die Probleme, sondern auch Lösungsansätze in der Politik und bei jedem Menschen: Agrarzahlungen, die nicht Intensivierung, sondern Naturschutz fördern, eine extensivere Landwirtschaft, naturnahe Gärten.

Dies alles kann in der Ausstellung erfahren werden, die insbesondere auch für Kinder und Jugendliche geeignet ist.

Mit dem Hitzelsberg hat auch Bernau einen an Insekten und anderen Tier- und Pflanzenarten reichen Lebensraum, der seit Jahrhunderten extensiv genutzt wurde. Umso wichtiger ist es in der heutigen Zeit, diesen soweit es geht zu erhalten.


Bernauer Rathaus: “Ausstellung Faszination Insekten - Insekten einfach unverzichtbar”

Interview mit Viktoria Puchstein

Schon vor drei Jahren, als eine Langzeit-Studie aus NRW mit Daten von ehrenamtlichen Insektenkundlern für Aufsehen sorgte, zeigte sich, dass das Insektensterben in Deutschland gewaltige Ausmaße angenommen hat. Damit war bestätigt, was viele Fachleute schon lange vermutet hatten. Eine Ausstellung im Foyer des Bernauer Rathauses bis zum 11. August der Ortsgruppe Bernau des BUND Naturschutzes zeigt nun eindrücklich, wie wertvoll Insekten sind: „Faszination Insekten – Insekten einfach unverzichtbar.“  Was bedeutet das Insektensterben für die biologische Vielfalt? Was können wir dagegen unternehmen? Einige Mitglieder des BUND Naturschutzes im Landkreis Rosenheim, darunter Viktoria Puchstein, haben die Ausstellung konzipiert. Grundlage dazu war das Buch von Dr. Andreas Segerer und Eva Rosenkranz „Das große Insektensterben – Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen“. Die Ausstellung machte schon in einigen Rathäusern Station, um auf die Bedeutsamkeit von Insekten aufmerksam zu machen.

F1: Frau Puchstein, die Ausstellung “Insekten einfach unverzichtbar“ zeigt die biologische Vielfalt. Was passiert, wenn Insekten fehlen? Was bedeutet das Insektensterben für uns Menschen?

A: Nach der „Krefeld Studie“, die vor drei Jahren veröffentlicht wurde, hat dieses Jahr ein internationales Team von Insektenforschern aus allen Erdteilen die Ergebnisse seiner Studien bekannt gegeben. Das Insektensterben geht massiv weiter. Sie haben ihre Veröffentlichung mit „Warnung an die Menschheit“ überschrieben. Warum sind die Ergebnisse so erschreckend? Pflanzen und Tiere sind, was z. B. Nahrung und Fortpflanzung betrifft, aufeinander angewiesen. Viele verschiedene, wichtige Beziehungen im ökologischen Gefüge bilden die Ökosysteme der Erde. Man kann sie als sichere Hängematte darstellen, die für uns lebenswichtig ist. Was passiert, wenn Arten sterben, wenn das Netz der Hängematte löchrig wird? Was passiert, wenn es reißt? Andreas Segerer sagt dazu: „Insekten spielen mit ihrer Vielfalt eine tragende Rolle im Ökosystem. Ihr Verschwinden würde einen Kaskadeneffekt bedeuten, dessen Ausmaß noch gar nicht abzusehen ist.“

F3: Was sind konkret die Ursachen für den Rückgang der Insekten?

A: Das weltweite Insektensterben hat verschiedene Ursachen. Jahrhunderte lang hat der Mensch das Land extensiv bewirtschaftet und damit eine vielfältige, artenreiche Kulturlandschaft geschaffen. Heute sieht die Landnutzung anders aus. Durch die intensive Bewirtschaftung gibt es z.B. weniger Wildblumenwiesen, Brachflächen, Flurgehölze, Bachläufe und anderes mehr, was Lebensraum bieten würde. Stickstoffdünger, auch durch den zunehmenden Straßenverkehr, verhindert artenreichen Pflanzenbewuchs. Das Wachstum von Siedlungs- und Verkehrsflächen führt zu Flächenfraß und Landschaftszersiedelung. Die Lebensräume für Insekten werden dadurch immer weniger, sie bestehen heute vielfach nur noch aus isolierten Inseln.

F4: Kann man den Rückgang stoppen? Was kann jeder Einzelne von uns tun? Und was halten Sie von Insektenhotels?

A: Da ist natürlich hauptsächlich die Politik gefragt, aber auch jeder Einzelne. Wir müssen Lebensraum schaffen und jeder, der einen Garten oder Balkon hat, kann dazu durch eine insektenfreundliche Gestaltung beitragen. Viele Insekten brauchen Pollen und Nektar als Nahrung. Hier sollte man auf gefüllte Blüten verzichten, einfach blühende Pflanzen sind die bessere Wahl. Die Insekten suchen sie vom Frühjahr bis zum Herbst auf. Sie brauchen Schlaf- und Rastplätze z. B. in Blüten. Sie brauchen Futterpflanzen für ihre Larven. Manche brauchen für ihre Nester Totholz, Lehm oder Erdlöcher. Man kann ihnen das alles in einer sogenannten „Wilden Ecke“ im Garten anbieten. Manche Insekten nehmen auch sachgemäß gebaute Insektenhotels an. Dazu gibt es Anleitungen bei Naturschutzverbänden. Außerdem sollte man eine flache Schale mit Wasser aufstellen, als Tränke und Badewanne. Steine oder Ästchen darin sorgen dafür, dass kein Tier ertrinkt. Auch für die Überwinterung der Insekten ist der Garten wichtig, deshalb bitte trockene Stängel und Samenstände stehen lassen und erst im Frühjahr „aufräumen“.

Was können wir noch tun? Viele Landwirte sind bereit, ökologisch und umweltgerecht zu arbeiten. Wenn wir regional und biologisch produzierte Lebensmittel kaufen, sorgen wir für mehr wertvollen Lebensraum.

F2: Was passiert, wenn Insekten fehlen?

A: Dann werden wir verschiedene Probleme haben, z.B. im Obst- und Gemüseanbau. 90% unserer Blühpflanzen werden von Insekten bestäubt. Dabei übernehmen Wildbienen und Schwebfliegen den Großteil der Bestäubungsleistung. Sie fliegen, im Gegensatz zu Honigbienen, auch bei tieferen Temperaturen und Schlechtwetter. Außerdem sind sie effektiv und gute Pollenüberträgerinnen. Am besten für eine sichere Bestäubung ist eine Kombination aus Honigbienen mit einer Vielzahl von Wildbestäubern. Der Wert der weltweiten Bestäubungsleistung wird übrigens auf 200 bis 600 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Außerdem werden die Insekten als Nahrung für andere Tiere fehlen, z. B. für Vögel, Fische, Fledermäuse, Amphibien und viele mehr. Auch hier nehmen die Bestände deutlich ab. Denken Sie an die gegenseitigen Abhängigkeiten im ökologischen System.

Ohne Insekten hätten wir auch Probleme mit Aas, Kot und zerfallenden Substanzen. Unsere Insekten beseitigen diese „Abfälle“ und bereiten die Zersetzung durch Pilze und Mikroorganismen vor.

F5: Haben Sie ein bestimmtes Lieblingsinsekt?

A: Ein bestimmtes Lieblingsinsekt habe ich nicht. Aber ich mag es, wenn es summt und brummt und flattert. Leider ist das auch hier bei uns viel weniger geworden.

Vielen Dank für das Interview. Das Gespräch führte Elisabeth Kirchner.