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Wasserburg am Inn

Oktober 2016: Stellungnahme des BN-KG-Vorsitzenden zum Austritt des Mitglieds Christian Schäfer

 

Liebe BN-Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,

unter der Überschrift "Naturschützer tritt aus dem Verband aus" erschien am 26.9.2016 im OVB ein Artikel über den Austritt von Christian Schäfer. Dazu möchte ich folgendes ergänzen: Es ist wohl logisch, wenn im Lebensraum von Amphibien ein Teich errichtet wird, dass dieser dann auch von den Amphibien besiedelt wird. Das Anlegen von Amphibienteichen in der Nähe von Speicherseen geschieht häufig, um eine Amphibienansiedlung im Speichersee zu verhindern, die dort durch den Ebbe- und Flutbetrieb keine Überlebenschance haben.

Der Ausbau der Beschneiungsanlage umfasst laut Plandaten die Errichtung des Speichersees Walleralm (Wasserfläche 15.000 m², Gesamtinhalt 175.500 m³, max. Stauhöhe 19 m, max. Dammhöhe 38 m, Eingriffsfläche 62.261 m², Versiegelung inkl. Böschungen 38.018 m², Aushub und Schüttungen jeweils 130.000 m³), mit möglichst naturferner Ausgestaltung der Uferbereiche, die Erweiterung der bestehenden Beschneiungsanlage (Vergrößerung der Schneifläche von 20 auf 71 ha, 17 km Schneileitungsnetz, im Endausbau 250 Schneekanonen, Eingriffsfläche 86.334 m²), der Rodung exponierter Waldflächen, der Verlegung von Straßen, Wegen, Gebäuden und Gewässern bzw. dem Neubau von Betriebsgebäuden, sowie der Veränderung des Wasserhaushalts des Auerbachs und des gesamten Gebietes. Weiterhin sind entsprechende Pistenveränderungen auf einer Fläche von 21.015 m² und damit zusammenhängend Massenbewegungen von 21.000 m³ vorgesehen.

Ferner liegt die überplante Fläche vollständig innerhalb der Landschaftsschutzgebiete LSG 64 (MB 05) "Schutz des Obersten Leitzachtals und seiner Umgebung bei Bayrischzell" (Lkr. MB) und LSG 47 (RO 7) "Schutz des Auerbachtals einschließlich Regau (am Förchenbach) und Bichlersee, Gemeinden Niederaudorf, Oberaudorf, Flintsbach und Kiefersfelden" (Lkr. RO).

Wie angesichts dieses Eingriffs und der betriebsbedingten Auswirkungen des Beschneiungsbetriebes ein ca. 300 m² großer Amphibienteich als ökologische Bereicherung der Region bezeichnet werden kann, ist mir ein Rätsel.

Zu dem im Artikel erwähnten "Maulkorb": Beim BN legt nicht eine Chefzentrale Grundlinien der Verbandspolitik fest. Die Festlegung der Grundlinien der Verbandspolitik und die Entscheidung in Einzelfragen von überregionaler oder sonst grundsätzlicher Bedeutung erfolgt in Form von demokratischen Mehrheitsentscheidungen in der jährlichen Delegiertenversammlung (DV).

Satzungsgemäß setzt sich die DV aus den Mitgliedern des Landesvorstandes und des Landesbeirates (davon 1 Vertreter der KG Rosenheim), den Delegierten der 77 Kreisgruppen (davon 4 Delegierte aus Rosenheim), den Mitgliedern der Landesjugendleitung und 10 Jugendvertretern zusammen. Alle DV-Mitglieder werden durch unterschiedliche Gremien gewählt.

Obwohl die Mehrheit des Vorstandes der KG Rosenheim und geschlossen die ebenfalls betroffene KG Miesbach den Ausbau der Beschneiungsanlage ablehnten, konnte ich leider Herrn Schäfer in vielen Gesprächen und schriftlich nicht davon überzeugen, dass eine erfolgreiche Natur- und Umweltschutzarbeit nur dann erreicht werden kann, wenn von einem Verband eine klare Position vertreten wird. Er könne nicht seine persönliche Meinung als die Position des BUND Naturschutz darstellen. Zur Verbandsarbeit gehört auch die Akzeptanz von demokratischen Mehrheitsentscheidungen und Solidarität im Verband!

Aus den Rückfragen der OVB-Redakteure war zu entnehmen, dass zeitgleich mit dem Email an Prof. Weiger und mich das Email auch an die OVB-Redaktion geleitet wurde. Offen bleibt für mich die Frage nach dem Motiv dieser Aktion und der Veröffentlichung im OVB.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Kasperczyk
1. Vorsitzender