Rosenheimer Energiedialoge informierten über Smart Home
Für Prof. Krödel bedeutet Automation „die mit Hilfe von Maschinen realisierte Übertragung von Arbeit vom Menschen auf Automaten“ (Wikipedia 2010). Ziele der Gebäudeautomation sind neben der Steigerung der Energieeffizienz auch die Erhöhung der Sicherheit, z. B. gegen Einbruch, Brand und Rohrbruch, sowie die Verbesserung des Komforts. Eine Umfrage im Publikum offenbarte jedoch Befürchtungen wie Hackerangriffe, Datenklau, Kontrollverlust oder einfach den Wunsch, bestimmte Aufgaben selbst zu erledigen.
Prof. Krödel empfiehlt daher, selbst zu entscheiden, was man an Automatisierung wünscht. Nur dies sollte installiert und genutzt werden, wobei auch die Kosten und die Sicherheit vor ungewollten Zugriffen zu berücksichtigen sind. Sein Institut für Gebäudetechnologie (IGT) bietet hierzu Hilfsmittel an, die auch unter Einbeziehung einer Psychologin entwickelt wurden: Eine Liste mit sechs Fragen klärt zunächst, ob ein Smart Home überhaupt infrage kommt. Falls ja, kann eine weitere Liste mit etwa 50 Fragen helfen, die genauen Anforderungen für jeden Raum zu erfassen. Mit dem ausgefüllten Frageboten solle man dann zu verschiedenen Smart-Home-Systemintegratoren oder Elektrikern im Umkreis Kontakt aufnehmen, Gespräche führen und Angebote gemäß den eigenen Wünschen einholen.
Das Gebäudeenergiegesetz fordert Maßnahmen zur Automatisierung derzeit nur für größere Nicht-Wohngebäude, später auch für kleinere. Für Privatgebäude dürfte in einigen Jahren eine Reaktion auf externe Signale zur Pflicht werden, getrieben von der EU-Richtlinie EPBD.
In Bürogebäuden können laut Prof. Krödel durch Automatisierung bis zu 20 % Energie eingespart werden. Bei Wohngebäuden, in denen ein Eigeninteresse an niedrigen Betriebskosten besteht, sind die Einsparungen geringer; in einer repräsentativen Studie waren es im Mittel 4 %. Nicht zu vergessen ist jedoch die Verbesserung bei Sicherheit und Komfort.
In der Gebäudeautomation gibt es verschiedene Systemarchitekturen: Ein dezentrales System von Sensoren und Aktoren mit Buskabel (z. B. KNX) hat den Vorteil, dass bei Ausfall einer Komponente die übrigen weiterhin funktionieren. Dieses System bietet sich im Neubau oder bei größeren Sanierungsarbeiten an. Für komplexe Funktionen ist ein zentraler Controller erforderlich; bei dessen Ausfall bleiben einfache Funktionen jedoch weiterhin nutzbar. Der Controller kann mit einem Webserver verbunden sein, aus Sicherheitsgründen eventuell nur zum Senden von Informationen und nicht zum externen Zugriff.
Ein dezentrales, funkbasierendes System (z. B. EnOcean) kommt ohne Kabelverbindungen aus und eignet sich damit besonders für Bestandsgebäude; es erfordert jedoch größere Erfahrungen und ein Funkmessgerät für mögliche Fehlersuche. Manche Systeme sind auf einen funktionierenden Controller angewiesen. Die Belastung durch Funkstrahlung ist hier sehr gering im Vergleich zu Smartphones, die in Körpernähe verwendet werden.
Ein zentrales System, bei dem alle Komponenten wahlweise per Feldbus oder per Funk an einen Controller angebunden werden, bietet große Flexibilität.
Oft erfüllen günstigere Produkte aus dem Baumarkt wichtige Kriterien nicht, wie etwa die Funktion von Bewegungsmeldern im Außenbereich bei niedrigen Temperaturen.
Auch diesmal nutzten viele Besucher die verbleibende Zeit für Fragen und Diskussionen im kleineren Kreis. Wer beim Vortrag nicht live dabei war, kann die Vortragsfolien und weitere Informationen zum Thema auf den Webseiten von Energiezukunft Rosenheim, Rosolar oder BUND Naturschutz abrufen.
Die Veranstalter hoffen erneut auf reges Interesse bei der kommenden Vortragsveranstaltung „PV-Balkonkraftwerke: Die Vielfalt wächst – was ist sinnvoll?“ am 17. Juli 2024 um 19:00 Uhr auf dem Campus der Technischen Hochschule Rosenheim (Gebäude E, Raum E0.01). Bereits ab 18:00 Uhr findet ein Get-together und eine kleine Ausstellung statt.
Die „Rosenheimer Energiedialoge“ sind eine Initiative von TH Rosenheim, Landratsamt Rosenheim, Energiezukunft Rosenheim, Klimaschutzmanagement Kolbermoor, Rosolar und BUND Naturschutz Rosenheim. Nach Möglichkeit wird einmal im Monat an wechselnden Orten der Region eine Informationsveranstaltung zu den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit angeboten. Teilnehmen können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Der Eintritt ist frei und eine Voranmeldung nicht erforderlich.
Links:
Folien zu den Vorträgen und weitere Informationen vom Institut für Gebäudetechnologie (IGT):
https://download.igt-institut.de/240612-red