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Spannendes Thema bei den Rosenheimer Energiedialogen: Strategien gegen die Dunkelflaute

Rosenheim, 2. April 2025: In der TH Rosenheim fand eine hybride Veranstaltung der "Rosenheimer Energiedialoge" zum Thema „Strategien gegen die Dunkelflaute“ mit drei ausgewiesenen Experten statt: Leonhard Probst vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, Dr. Andreas Schieder vom Übertragungsnetz-Betreiber TenneT und Alexander Usselmann vom Verteilnetz-Betreiber Bayernwerk (BAG). Die Referenten sprachen dabei auch viele weitere Aspekte der Energieversorgung an. Die Teilnahme von etwa 90 Gästen zeigte das Interesse an der Veranstaltung.

14.04.2025

Leonhard Probst erläuterte anhand der Energy-Charts, die er selbst mit betreut, wichtige Trends der Energieversorgung. Seit 2002 nimmt in Deutschland die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (EE) auf Kosten fossiler Quellen stark zu. Solar- und Windenergie ergänzen sich gut; Bayern muss aber im Winter wegen des geringen Windkraft-Ausbaus viel Strom importieren.
In Deutschland gab es z. B. im November und Dezember 2024 mangels Sonne und Wind längere Dunkelflauten, die durch Kraftwerke ausgeglichen wurden; Stromspeicher helfen nur gegen kurze Dunkelflauten. Probst riet zur Verwendung der Netzreserve auch bei Dunkelflauten, um den Neubau von Kraftwerken zu reduzieren.
Zusammenfassend lobte Probst den Ausbau von Photovoltaik (PV) und Speichern sowie die sinkenden CO2-Emissionen im Stromsektor. Der Windkraftanlagen-Bau hängt den Zeitplänen hinterher, es gibt aber viele neue Genehmigungen. Der Netzausbau ist zu beschleunigen, auch durch Verzicht auf Erdleitungen. Die Dekarbonisierung der Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie muss schneller gehen. Insgesamt ist die Energiewende ein Erfolg, jeder kann mitmachen!

Ein Übertragungsnetzbetreiber, so Dr. Andreas Schieder, muss ein robustes, effizientes Höchstspannungsnetz sicherstellen, stets das Leistungsgleichgewicht aufrechterhalten und einen effizienten, stabilen Strommarkt ermöglichen. Die schwankende EE-Einspeisung mit großen Nord-Süd-Unterschieden lässt dabei die Zahl der Netz-Eingriffe rasch steigen.
Der Übertragungsnetz-Ausbau kommt in Bayern aktuell gut voran, z. B. beim Südostlink-Kabel sowie bei den Freileitungen Altheim – St. Peter und Ostbayernring. Kabel sind 4–8mal so teuer wie Freileitungen!
Laut Netzentwicklungsplan soll in Bayern bis 2037 die PV von 27 auf 80 GW, Wind von 3 auf 17 GW steigen. Auch 2045 werden größere Stromimporte nötig sein. Es soll weitere Ersatzneubauten sowie neue Leitungen und Umspannwerke geben.
Für Systemstabilität und Versorgungssicherheit mit 100 % EE sind weitere Maßnahmen nötig. Dafür wurden Studien zu Elektrolyseuren, flexiblen Kraftwerken und Großbatteriespeichern erarbeitet. Die Flexibilitätsoptionen müssen bestmöglich verteilt werden; man sieht bis 2037 ein Potenzial von 176 GW. Dazu gibt es Pilotprojekte und Partnerschaften mit anderen Firmen. Energieverbraucher müssen stärker eingebunden werden. Kernelemente für eine erfolgreiche Energiewende sind: Planungsbeschleunigung beim Netzausbau, Innovation, Digitalisierung und Systemintegration.

Alexander Usselmann erläuterte die Zuständigkeit der BAG für das Verteilnetz mit 110 kV und die Stufen darunter.
Die EU fordert Klimaneutralität bis 2050, Deutschland bis 2045, Bayern bis 2040. Mit den Netzbetreibern wurde aber nicht gesprochen; wichtige Stromautobahnen fehlen. Der notwendige Netzausbau muss gemäß den Vorgaben der Regulierungsbehörden wirtschaftlich, versorgungssicher und umweltverträglich geschehen – eine große Herausforderung. 
Die Zahl der Anschlussanfragen steigt rapide: einspeiseseitig durch EE-Anlagen und Batteriespeicher, bezugsseitig durch Rechenzentren, Wasserstoff, Wärme und E-Mobilität. Daher muss stärker ausgebaut werden als früher geplant. Der Netzausbauplan 2024 sieht für die BAG bis 2026 ein Budget von 2 Mrd. € vor.
Bis 2030 erwartet man im Netzgebiet folgende Zuwächse: Freiflächen-PV von 5 auf 30 GW, Dach-PV von 13 auf 21 GW, Wind von 3 auf 8 GW. Dazu kommen 270 Umspannwerke, 1000 km Hochspannungsleitungen, 40.000 km Mittel- und Niederspannungskabel, 13.000 digitale Ortsnetzstationen.
Auch nach Usselmanns Einschätzung wären netzdienliche Speicher und Digitalisierung sinnvoll und könnten den Netzausbau vermindern.

Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung standen die Referenten noch für Fragen und Diskussionen in kleinerem Kreis zur Verfügung. 

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