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Wieder ein Magnet bei den Rosenheimer Energiedialogen: Wärmepumpen im Gebäudebestand

Bad Aibling, 29. Januar 2025: Im Gymnasium der Kurstadt fand eine weitere Veranstaltung der "Rosenheimer Energiedialoge" zum nach wie vor hochaktuellen Thema „Wärmepumpen im Gebäudebestand“ statt. Die Referenten Prof. Uli Spindler und Prof. Dr. Harald Krause aus dem Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie der TH Rosenheim gingen dabei auch auf weitere Aspekte der energetischen Sanierung ein. Eine Ausstellung mit vielen Ständen ergänzte die Veranstaltung, die mit über 200 Besuchern auf sehr großes Interesse stieß.

08.02.2025

Nach der freundlichen Begrüßung durch Studiendirektor Wolfgang Fehle machte Diana Genius vom Landratsamt Rosenheim auf den diesjährigen Preis der Energiezukunft Rosenheim aufmerksam, für den sich Privatbürger mit Wärmepumpen-Projekten bewerben können.

Zur Einleitung seines Vortrags erklärte der Wärmepumpen-Spezialist Prof. Spindler den Treibhauseffekt: CO2 und andere Treibhausgase wirken wie die Scheiben eines Glashauses; der Anstieg dieser Gase erhöht ähnlich einer Mehrfachverglasung die Erdtemperatur. Um die Erwärmung zu begrenzen, ist der CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen drastisch zu vermindern. Das von der Großen Koalition 2021 verschärfte Bundesklimaschutzgesetz fordert bis zum Jahr 2045 die Netto-Treibhausgasneutralität für Deutschland. 
Auch der Wärmesektor muss dekarbonisiert werden. Besonders wichtig ist dafür die Wärmepumpe: Sie macht aus einer kWh elektrischer Energie 2–6 kWh Wärmeenergie; 1–5 kWh Wärme kommen dabei kostenlos aus der Luft, der Erde (Sole) oder dem Grundwasser. Gegenüber anderen Möglichkeiten wie Stromdirektheizung, grünem Wasserstoff/E-Fuels, Holz, Biogas und Solarthermie hat die Wärmepumpe wesentliche Vorteile hinsichtlich Effizienz, Kosten und Nachhaltigkeit. Im Vergleich zu Öl- oder Gasheizungen spart die Wärmepumpe schon heute viel CO2 ein, mit grüner werdendem Strom immer mehr. Ferner wird ihr Kostenvorteil immer größer, z. B. durch steigende CO2- und Gasnetzpreise.
Einige Luftwärmepumpen-Hersteller haben es in den letzten Jahren geschafft, durch verschiedene technische Maßnahmen die Effizienz ihrer Geräte auf das Niveau von Erdwärmepumpen zu heben und auch die Schallemissionen zu vermindern. Erdwärme- und Grundwasserwärmepumpen behalten aber für bestimmte Anwendungen ihre Berechtigung. Beim Vergleich von Effizienz-Kennzahlen wie COP (Coefficient Of Performance) müssen immer die Temperatur-Randbedingungen beachtet werden!

Der Bauphysik-Fachmann Prof. Krause ging zunächst auf die Beheizungsstruktur in Deutschland ein: Neue Wohneinheiten werden heute bereits zu 2/3 mit Wärmepumpen ausgestattet; im Bestand dominieren Gas- und Ölheizungen. Es genügt aber langfristig nicht, diese z. B. durch Wärmepumpen zu ersetzen. Zusätzlich müssen die meisten Bestandsgebäude gemäß dem jetzigen Neubaustandard gedämmt werden. 
Vor dem Einbau einer Wärmepumpe sollte das Wärmeabgabesystem auf seine Tauglichkeit überprüft werden. Boden- und andere Flächenheizungen sind immer geeignet; bei Heizkörpern kann man mit der Bestandsheizung prüfen, ob eine Vorlauftemperatur von 55 °C auch bei Minustemperaturen ausreicht. Ist dies nicht der Fall, sollte man der Ursache durch Berechnungen nachgehen. Häufig hilft ein hydraulischer Abgleich oder der Austausch einzelner Heizkörper gegen solche mit mehr Wärmeleistung. Ein anderer Ansatz sind Maßnahmen zur Dämmung der Außenhülle. In jedem Fall ist ein Sanierungsfahrplan ratsam.
Prof. Krause zeigte beispielhaft fünf Schritte zur energetischen Sanierung eines ölbeheizten Hauses von 1980: Wärmepumpen-Einbau, Heizkörper-Optimierung, Fenster-Austausch, Maßnahmen für den GEG-Standard, Maßnahmen für den Effizienzhaus-55-Standard. Schon durch den Wärmepumpen-Einbau sinken Endenergieverbrauch und CO2-Ausstoß drastisch. Wieder könnte man Maßnahmen an der Außenhülle vorziehen, auch weil sie die Behaglichkeit erhöhen. Der Referent informierte ferner über Fördermöglichkeiten, die Eigentümer bei den Maßnahmen nutzen können; leider ist derzeit nicht klar, wie es mit diesen Möglichkeiten weiter gehen wird.

Die zahlreichen Fragen aus dem Publikum und der lebhafte Betrieb an elf Informations-Ständen vor und nach den Vorträgen zeigten das große Interesse an der Veranstaltung.

Die „Rosenheimer Energiedialoge“ sind eine Initiative von TH Rosenheim, Landratsamt Rosenheim, Energiezukunft Rosenheim, Klimaschutzmanagement Kolbermoor, Rosolar und BUND Naturschutz Rosenheim. Nach Möglichkeit wird einmal im Monat an wechselnden Orten der Region eine Informationsveranstaltung zu den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit angeboten. Teilnehmen können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Der Eintritt ist frei und eine Voranmeldung nicht erforderlich.

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