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Wasserburg am Inn

Restwasser

Das Hochwasser Anfang Juni 2013 machte deutlich, welche Dynamik die Mangfall entwickeln kann.

Das andere Extrem ist das häufig zu beobachtende Niedrigwasser in der Mangfall. Verschiedene Ausleitungen zum Betrieb von Wasserkraftanlagen lassen nur wenig Restwasser im Flussbett übrig.

Eine zentrale Rolle spielen die Leitzachwerke. Seit 2010 läuft das Verfahren zum Weiterbetrieb des Pumpspeicherkraftwerks Leitzachwerk I. Der BN setzt sich für ausreichend Restwasser und Verbesserungen der Gewässerstruktur ein.

Gemeinsam mit anderen Verbänden und Vereinen hat er sich in der Mangfall-Allianz zusammengeschlossen. Ziel ist es für die Gewässer wieder einen guten Zustand zu erreichen und so an der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie mitzuarbeiten.

Pumpspeicherkraftwerk Leitzachwerk I

Seit 2010 läuft schon das Verfahren zur auf wasserrechtliche Bewilligung zum Weiterbetrieb des Pumpspeicherkraftwerkes „LEITZACHWERK I“ der Stadtwerke München GmbH.

Das Kraftwerk liegt beim Ort Vagen in der Gemeinde Feldkirchen-Westerham. Zur Stromgewinnung werden aus der Mangfall und ihren Nebenflüssen Schlieach und Leitzach erhebliche Wassermengen ausgeleitet. Teils in offenen Kanälen, meist aber in Stollen fließt es in den Seehamer See, der als Oberbecken für das Kraftwerk dient. Durch Stollen bzw. Rohre gelangt das Wasser in das ca. 100m tiefer liegende Kraftwerk und von dort in die Unterbecken und schließlich zurück in die Mangfall.

Der Kraftwerksbetrieb beeinflusst den auf den ersten Blick idyllisch anmutenden Seehamer See. Durch die Einleitung aus der Schlierach knapp hinter dem Klärwerk Miesbach wird Flusswasser in den See eingeleitet, dem die Möglichkeit zur Selbstreinigung weitgehend genommen wurde. Auch die häufigen und hohen Wasserspiegelschwankungen haben Auswirkungen auf das Ökosystem des Sees. Der aktuelle Zustand ist unbefriedigend und muss verbessert werden.

Vor allem aber sind durch die Wasserentnahmen die Flüsse Mangfall, Schlierach und Leitzach in hohem Maße beeinträchtigt. Im ursprünglichen Antrag von 2010 war die Wasserentnahme aus den Flüssen jedoch nicht enthalten.

Der BUND Naturschutz und weitere betroffene Vereine und Verbände protestierten dagegen und schlossen sich in der Mangfall-Allianz zusammen (http://www.mangfall-allianz.de).

Sie forderten gewässerökologische Untersuchungen mit dem Ziel, den „guten ökologischen Zustand“ für die Flüsse zu erreichen, wie es auch die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert.

Inzwischen wurde von den Stadtwerken München ein Fachgutachten „Möglichkeiten zur nachhaltigen Verbesserung des gewässerökologischen Zustands an Mangfall, Schlierach und Leitzach“ vorgelegt. Dieses enthält eine Fülle wertvoller und detaillierter Informationen. Es wurden umfassende Untersuchungen durchgeführt, um den ökologischen Zustand der Gewässer darzustellen. Daraus abgeleitet wurden Maßnahmenvorschläge, durch die der Zustand von Mangfall, Leitzach und Schlierach in der Zukunft verbessert werden soll.

Kernaussage des Gutachtens ist, dass in den Ausleitungsstrecken eine Erhöhung der Restwassermenge allein nicht für die erforderliche Verbesserung des ökologischen Zustands ausreicht, sondern dass Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur und Durchgängigkeit ebenfalls notwendig sind. Das Gutachten fordert diese mit Priorität. Den Forderungen zu Strukturverbesserungen sowie zur Herstellung der Durchgängigkeit stimmt der BN in seiner Stellungnahme ausdrücklich zu. Sie sollten so schnell wie möglich angegangen und umgesetzt werden. Zugleich hält der BN jedoch bereits jetzt auch eine Erhöhung der Restwassermengen inklusive einer Dynamisierung der Wasserabgaben in die Flüsse für notwendig und sinnvoll.

Den Restwasservorschlag des Fachgutachtens bzw. der SWM lehnt der BUND Naturschutz ab. Denn damit kann der gute Zustand im Sinne der WRRL nicht erreicht werden. Bei niedrigen Abflüssen ergibt sich sogar eine Verschlechterung gegenüber dem Ist-Zustand. Dies ist auch nicht mit den Erhaltungszielen der FFH-Gebiete Leitzachtal und Mangfalltal und der Verpflichtung zur Herstellung eines günstigen Erhaltungszustands der FFH-Arten und –Lebensräume zu vereinbaren.

Der BUND Naturschutz fordert daher höhere Restwassermengen, wobei auch eine jahreszeitliche Komponente mit einzubeziehen ist. Weiter muss an den Ausleitungswehren Weidenau in der Mangfall und Mühlau in der Leitzach Durchgängigkeit für wandernde Fische hergestellt werden.

Bereits im aktuellen Zustand bringt eine Erhöhung des Restwassers deutliche Verbesserungen für die Fischfauna. Für die nächsten Jahre sind mit den Umsetzungskonzepten zur WRRL des Wasserwirtschaftsamts fortschreitende Verbesserungen in den Gewässern zu erwarten. Es sollten daher für die Restwasserabgaben keine langfristigen Genehmigungen auf 30 Jahre erteilt werden. Vielmehr sollte in entsprechenden Zeitabständen eine Überprüfung des ökologischen Zustands einschließlich Mindestwasser stattfinden um dann ggf. erforderliche Nachbesserungen festlegen zu können. Der BN hält deshalb eine Befristung auf 5, höchstens aber 10 Jahre für angebracht und vertretbar.

Die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der drei Flüsse Mangfall, Schlierach und Leitzach, würde eine Wiedergutmachung nach 100 Jahren Wasserentzug zur Trinkwasser- und Stromgewinnung für die Landeshauptstadt München darstellen.