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Wasserburg am Inn

Januar 2014: Stellungnahme zur BayWa-Wiese

12. Änderung des Flächennutzungsplanes „Miesbacher Straße / Kufsteiner Straße (B 15)“

Verkehrsprobleme

Vor allem durch den Einzelhandels-Standort sind in Summe über 4.000 Kraftfahrzeuge mehr pro Tag zu erwarten. Dadurch werden die bereits jetzt häufig überlasteten Bereiche Kufsteiner Straße, Miesbacher Straße und Panorama-Kreuzung einem noch stärkeren Verkehr ausgesetzt.

Ein großes Problem stellt auch die Zufahrt zur Erschließungsstraße über die schon heute intensiv genutzte Happinger Straße dar. Durch eine zusätzliche ampelgeregelte Kreuzung ist hier mit Rückstau in beiden Richtungen zu rechnen. Die Happinger Straße dürfte sich als Alternative zur Zufahrt über die Kufsteiner Straße etablieren, was die Ortsteile Kaltmühl und Happing noch stärker belastet.

Anscheinend sind sich die Planer selbst nicht sicher, ob die Ausfahrt zur Kufsteiner Straße den gewünschten Teil des Mehrverkehrs aufnehmen kann, und haben einen Kreisel vorgesehen, der als Wendehammer dienen kann – mit noch schlimmeren Folgen für die Happinger Straße.

Schädigung der Einzelhandelsstruktur

Der als „Nahversorgungszentrum Südost“ bezeichnete Einzelhandels-Standort ist wegen der vorhandenen Discounter unnötig und dient nicht der Nahversorgung. Wie aus der Lage, der Anbindung an Hauptverkehrsstraßen und der großen Zahl von Stellplätzen unschwer abzulesen ist, geht es hauptsächlich darum, Kunden von weiter her anzulocken.

Der Standort gefährdet damit eine echte, fußläufig erreichbare Nahversorgung an anderer Stelle. Insbesondere gilt dies für das Stadtteilzentrum an der Ecke Happinger Straße / Traberhofstraße, das auch mit dem Bus gut erreichbar ist. Bereits im Sommer 2013 hat ein Einzelhandelsbetrieb an der Ecke Happinger Straße / Traberhofstraße aufgegeben. Weitere existierende Geschäfte wie Bäcker und Metzger sind durch geplante „kleinteilige Ergänzungen“ am neuen Standort gefährdet. Die Einwohner von Kaltwies und Kaltmühl werden ihre Einkäufe wegen der Entfernung zur Wohnbebauung mehr und mehr mit dem Auto tätigen.

Probleme mit Hochwasser und Grundwasser

Das Gebiet ist eine alte Hochflutmulde der Mangfall und Kalten, in der später der Kaltenmühlbach in Richtung Kaltwies lief. Es handelt sich um wasserwirtschaftlich prekäres Gelände mit Hochwasserretentionsfunktion. Nicht umsonst blieb der nasseste Standort der Stadtteile Kaltmühl und Heilig Blut (noch etwas tiefer gelegen als das Mömax-Gelände) bisher unbebaut. Beim Hochwasserereignis 2013 stand auch dieser Stadtteil kurz vor einer Überflutung.

Die Oberflächenwasser-Versickerungsfähigkeit ist in diesem Gelände wegen des hohen Grundwasserstandes gering. In längeren Niederschlagsperioden bilden sich Pfützen. Bei weiterer Versiegelung durch die Bebauung muss das Wasser auf noch deutlich kleinerer Fläche versickern, was kaum gelingen dürfte. Im Ernstfall könnte viel zusätzliches Wasser in angrenzende Siedlungsteile ablaufen, was die dort bereits jetzt erheblichen Probleme (Kellerwasser z. B. 2010, 2012 und 2013) noch verstärken würde. Es dürfte bekannt sein, dass der Klimawandel generell zu einem weiteren Grundwasseranstieg in tief gelegenen Gebieten führt.

Der hohe Grundwasserstand kann durch Bebauung und Nutzung darüber hinaus leicht zur Beeinflussung der Grundwasserströme und zur Verschmutzung des Grundwassers führen.

Zerstörung von Natur und Stadtbild

Große Grünflächen gehen durch die Bebauung dauerhaft verloren. Sie verlieren ihre wesentlichen ökologischen Aufgaben nicht nur als Versickerungsfläche, sondern auch z. B. als Klimaschneise, Lebensraum sowie Rückzugs- und Austauschgebiet für Pflanzen und Tiere.

Auch die erhaltene Natur leidet unter den zusätzlichen Belastungen insbesondere durch den Verkehr.

Die Möglichkeiten zur Naherholung und die Chancen für die Umweltbildung (z. B. auch für den Kindergarten Heilig Blut) werden eingeschränkt.

Der Raum um die historische Kaltenmühle – bisher schon von Miesbacher und Happinger Straße entwertet - wird auch von den anderen Seiten her eingeengt. Der Blick auf die Kirche Heilig Blut und die Voralpen geht verloren.

Die noch verbliebene grüne Zäsur am Ortseingang von Rosenheim wird durch eine dichte und relativ hohe Bebauung aufgehoben.

Fehlendes Konzept

Seit vielen Jahren werden – den Investoren-Wünschen angepasst – immer neue Varianten zur Nutzung vorgelegt, die häufig fragwürdig sind. So dürfte z. B. ein Bedarf für Büroflächen und ein weiteres Hotel in diesem Stadtteil schwer nachzuweisen sein.

Es fehlt bisher auch jedwede Einbindung in das Stadtentwicklungskonzept. Insbesondere passt das Vorhaben nicht zum integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept, das ja eine Reduzierung des Verkehrs fordert.

Fazit und Anregungen

Wir lehnen aus den geschilderten Gründen diese massive Bebauung und insbesondere diesen Einzelhandelsstandort strikt ab. Die langfristigen Interessen der Stadt und ihrer Bürger müssen Vorrang vor denen der Grundstückseigentümer und Investoren haben.

Das Gelände mit seinen jungen Auenböden und noch eingestreuten Feuchtgebietsarten ist einer der wenigen Zwangsgrünlandstandorte der Stadt Rosenheim mit hohem ökologischen Aufwertungspotenzial. Durch geeignete Bewirtschaftung lässt sich eine artenreiche Feuchtwiese mit kleinen Röhricht- und Auwaldelementen herstellen. Deren Wert ist umso höher, als sie wie eine große geschlossene Insel mitten im bebauten Bereich liegt. Kaum irgendwo sonst in Rosenheim lassen sich mit so geringem Aufwand biologisch und umweltdidaktisch wertvolle Kleingewässer schaffen wie hier. Wir regen ferner an, eine Öffnung des verrohrten Kaltenmühlbachs entlang der Miesbacher Straße zu prüfen - was nicht nur aus ökologischer Sicht sinnvoll wäre, sondern auch die frühere Bedeutung der Kaltenmühle unterstreichen würde.


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