Juli 2018: Stellungnahme zum Medienhaus an der Mangfallstraße
Bebauungsplan Nr. 182 "Mangfallstraße Ost / Medienhaus"
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen des Landesverbandes und der Kreisgruppe Rosenheim des BUND Naturschutz (BN) geben wir zu den Unterlagen folgende Stellungnahme ab:
Grundsätzliches
Schon das Druckzentrum hier in dieser Form und Größe zuzulassen, war ein grober städtebaulicher Fehler. Das geplante Medienzentrum würde diesen Fehler in vielerlei Hinsicht noch in den Schatten stellen. Aus Sicht des BN wäre hier allenfalls eine deutlich kleinere Lösung akzeptabel.
Größe und Ortsbild
Die geplante Gebäudehöhe orientiert sich weder am bisher gültigen Bebauungsplan, der nur 2 Vollgeschosse vorsieht, noch an der umliegenden Wohnbebauung. Vielmehr wird das viel zu große Druckzentrum als Maßstab genommen und noch überboten! Die Höhe von etwa 22 m würde sogar mehr als 5 Vollgeschosse ermöglichen. Auch die Erhöhung der Geschossflächenzahl (GFZ) um 1/3 erlaubt leider eine sehr intensive Nutzung.
Von "schonender räumlicher Wahrnehmung" wie in der Begründung behauptet kann keine Rede sein: Der Riegel aus Druck- und Medienzentrum würde aufgrund seiner Höhe und seines Volumens die Sicht noch weiter einschränken. Er würde, allen Präsentations-Tricks zum Trotz, als erdrückender Fremdkörper in der bebauten Umgebung und am Landschaftsschutzgebiet (LSG) wirken.
Verkehr
Wegen der prekären ÖPNV-Situation und der vielfach unsicheren Radverkehrsanlagen in Rosenheim ist durch das Medienzentrum zusätzlich mit vielen 100 Kfz-Bewegungen pro Tag zu rechnen. Dieser Verkehr würde nicht, wie in der Begründung behauptet, hauptsächlich über die Miesbacher Straße abgewickelt. Vielmehr kämen auf die gesamte von bis zu 13.000 Autos täglich befahrene Mangfallstraße und ihre Fortsetzung bis hin zur Äußeren Münchener Straße neue Belastungen zu. Noch mehr Lärm, Abgase und Staus in den Wohngebieten wären zu erwarten, ebenso wie Gefahren für schwächere Verkehrsteilnehmer, zum Beispiel durch ein- und ausfahrende Autos am Medienzentrum. Bei zu geringer Bemessung der Stellplatzzahl käme es zusätzlich zu Parksuchverkehr, auch in den Nebenstraßen.
Durch eine andere, noch intensivere Nutzung des monströsen Gebäudekomplexes als heute geplant könnten sich diese Probleme in Zukunft noch verschlimmern.
Eine eigene Zufahrt von der Miesbacher Straße ist abzulehnen. Sie könnte wie geschildert nur einen Teil des Problems lösen. Die Verkehrsverhältnisse auf der Miesbacher Straße würden durch eine zusätzliche Einmündung nahe der Panorama-Kreuzung weiter verschlechtert; wichtige Flächen für Landwirtschaft, Hochwasserspeicherung sowie Naherholung gingen auf Dauer verloren.
Beim geplanten Ausbau der Mangfallstraße muss die Geschwindigkeit durch wirksame bauliche Maßnahmen begrenzt werden, um die schwächeren Verkehrsteilnehmer wenigstens einigermaßen zu schützen.
Weitere ökologische Aspekte
Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie könnten durch Licht, Lärm und Bewegung infolge des Kfz-Verkehrs und der Gebäude-Nutzung gestört werden; Kollisionen zum Beispiel von Vögeln mit dem großvolumigen Baukörper und seinen Fensterflächen sind wahrscheinlich. Dies gilt insbesondere deshalb, weil kein ausreichender Abstand zum LSG gegeben ist. Wir fordern daher die Durchführung einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung und Vorkehrungen z. B. in Form spezieller Glasscheiben, die Vogelschlag verhindern.
Es ist nicht klar, wo die zu pflanzenden Bäume stehen sollen: In einem Abstand von 2 m zur nördlichen und südlichen Grundstücksgrenze lassen sich jedenfalls keine Bäume unterbringen wie auf der Info-Veranstaltung behauptet. Auch zur Mangfallstraße hin finden großkronige Bäume keinen ausreichenden Platz.
Es müsste gewährleistet sein, dass die Grundflächenzahl (GRZ) von 0,8 unter Einschluss aller Verkehrsflächen und potentiell notwendigen Stellplätze auch tatsächlich eingehalten wird. Beim Druckzentrum ist dies offensichtlich leider nicht der Fall.
Eine Nutzung der Sonnenenergie, bei der die Stadt großen Nachholbedarf hat, wäre auch beim Medienzentrum sinnvoll. Das gesamte Dach, die durch Rücksprünge entstehenden Terrassen und die Fassaden müssten begrünt werden.