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Jahreshauptversammlung 2024: „Rolle rückwärts“ der EU schadet Natur und Bauern

Rosenheim, 15.05.2024: Aus der existenzbedrohenden Klima- und Biodiversitäts-Krise hilft kein „Weiter so“. Mit dem Planfeststellungsbeschluss zum 6+2-streifigen A8-Ausbau würde dies aber zementiert, so dass die BUND Naturschutz (BN)-Kreisgruppe Rosenheim nun juristisch gegen den „Fehlweg des wachsenden Individualverkehrs“ vorgehen wird. Der 1. Vorsitzende Rainer Auer möchte damit nicht nur der „ökologisch und ökonomisch besseren Variante 4+2“ zum Durchbruch verhelfen, sondern mit einer „Klima-Klage“ ein Zeichen gegen die sonst (zu) hohe CO2-Emission bei Bau und Betrieb setzen.

25.05.2024

Naturschutz = Bürokratie?
In der EU-Agrarpolitik müssten wir laut BN-Agrarreferent Harald Ulmer sogar galoppierende Rückschritte aufhalten, indem wir die falsche Erzählung der Lobbyisten umkehren: Die ökonomischen Chancen lägen im Naturschutz, nicht im Weltmarkt.
Naturnahe Landwirtschaft gelte mittlerweile als Gefährdung unserer „Ernährungssouveränität“, weil sie nicht auf Ertragsmaximierung setzt. Als Politikwissenschaftler analysiert Ulmer auch den „von Industrieinteressen dominierten“ Brüsseler Politikbetrieb. Demnach haben es Lobbykampagnen in den Krisen seit 2022 geschafft, vor allem mit der populistischen Gleichung „Umweltschutz = Bürokratie“ Naturschutzziele und -maßnahmen gleich reihenweise abzuräumen:  Pestizidreduktion, 4-Prozent-Brachflächengebot, Erosionsschutz, Winterbegrünung, Fruchtfolge, Renaturierung, Grünlanderhalt, Glyphosatreduktion, Nitratgrenzwerte usw.
Neben der Abwendung eines demokratiegefährdenden Rechtsrucks müsse es bei der Wahl des EU-Parlaments am 9. Juni auch darum gehen, die weitere Entkernung des „Green Deal“ der EU aufzuhalten. Und zwar zugunsten der bäuerlichen Landwirtschaft, denn die „Erleichterungen“ würden nichts am brutalen Konkurrenzdruck des „Wachse oder weiche“ ändern. Sie brächten allenfalls kurzfristig höhere Erträge, würden aber durch den weiter ungebremsten Schwund der Artenvielfalt nicht nur die Ernährungssicherheit der Volkswirtschaft, sondern auch gesunde Böden und intakte Ökosysteme und damit das Betriebskapital der Höfe gefährden.

Naturschutz = Verlustgeschäft?
Zwei Hauptgründe der Teuerung, nämlich Börsenspekulation und Marktbeherrschung internationaler Agrar-Konzerne, werden Ulmer zufolge im Getöse der politischen Diskurse kaschiert. In keinem der Krisenjahre 2022 oder 2023 habe es etwa eine Getreideknappheit gegeben. Der BN-Agrarreferent zeigt auf, dass die starken Preiserhöhungen für Lebensmittel zwar beim Verbraucher, nicht aber beim Landwirt ankamen. Zusätzliche Multi-Milliardengewinne gab es dagegen 2022 für Ölkonzerne und Düngemittelindustrie.
Die Machtverhältnisse würden durch das Schleifen der EU-Agrar-Richtlinien und durch die sogenannte „Neue Gentechnik“ weiter zuungunsten bäuerlicher Betriebe verschoben. So wird der Weltmarkt dann weiterhin deutsche Bauern am Rande des Existenzminimums (r)ackern lassen.
Wertschätzung auch in Euro könne dagegen die Kombination aus der Produktion gesunder Nahrungsmittel und honorierter Naturschutz-leistung liefern. Mit Extensiv-Prämie bringt der auch für Milchersatzprodukte gefragte Hafer gemäß der Rechnung von Ulmers Kollegin den dreifachen Deckungsbeitrag von Energiemais, bei nur einem Fünftel der CO2-Emission. In der organisierten Bauernschaft werde leider viel zu wenig von der wachsenden Zahl von Win-win-Beispielen gesprochen, die gutes Einkommen dank Naturschutz erzielen lassen.

Theo Schneider, Schriftführer

Links

innpuls.me am 26.05.2024: Jahreshauptversammlung von Bund Naturschutz Rosenheim: „Rolle Rückwärts der EU schadet Natur und Bauern“
https://innpuls.me/jahreshauptversammlung-von-bund-naturschutz-rosenheim-rolle-rueckwaerts-der-eu-schadet-natur-und-bauern

Weitere Infos zur Agrarpolitik:

 

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