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Rosenheimer Energiedialoge beleuchten das Heizen mit Holz

Bruckmühl, 22.11.2023: Die Initiative „Rosenheimer Energiedialoge“ hatte zu einer Informationsveranstaltung mit mehreren Experten unter dem Titel "Heizen mit Holz – eine saubere Sache?" ins Gymnasium Bruckmühl eingeladen. Über 150 Interessierte folgten dem Aufruf, um durch Vorträge und eine anschließende Podiumsdiskussion, moderiert vom Fernsehjournalisten und Hörfunksprecher Florian Schrei, einen Einblick in dieses Thema zu bekommen.

30.11.2023

Prof. Dr. Frank Buttinger, Studiengangsleiter Energie- und Gebäudetechnologie an der Technischen Hochschule Rosenheim (TH RO), präsentierte in seinem Einführungsvortrag wichtige Zahlen und Fakten zum Thema Holz und Holzheizung. Auch warf er grundsätzliche Fragen auf, etwa zur CO2-Neutralität und zur Nachhaltigkeit dieser Art von Wärme. Seine Ausführungen erleichterten das Verständnis für die nachfolgenden Beiträge.

Dr. Georg Kasberger, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim, erläuterte, dass in den Wäldern Bayerns die Nachhaltigkeit schon lange gegeben sei: Es wachse mehr Holz nach als eingeschlagen werde. Im Hinblick auf die CO2-Speicherung sei es besser, den Wald nicht sehr alt werden zu lassen, was auch die Risiken von Waldschäden z. B. durch Sturm senke und den Waldumbau erst ermögliche. Die CO2-Neutralität sei für den Wald bei energetischer Nutzung gegeben; es werde aber vom Gesetzgeber noch mehr gefordert, nämlich die Funktion als CO2-Senke. Wertvoll sei das Holz auch, weil es andere CO2-lastige Rohstoffe ersetzen könne. Insgesamt sei Heizen mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft weiterhin vertretbar.

Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent des BUND Naturschutz (BN) aus Nürnberg und selbst Waldeigentümer, sah die Situation auch angesichts des Absterbens ganzer Wälder in Nordbayern sehr viel kritischer. Man müsse den CO2-Ausstoß in allen Sektoren drastisch senken. Um wirklich CO2-Neutralität herzustellen, sei es andererseits notwendig, die Leistung der Wälder als momentan einzig wirksame CO2-Senke zu steigern, aber auch weitere natürliche CO2-Senken zu aktivieren. Holz müsse man vorwiegend für möglichst langlebige Produkte einsetzen. CO2-arme Techniken wie die Wärmepumpe seien der Holzheizung vorzuziehen. Nur begrenzte Mengen an Schwachholz aus der Region könne man direkt verfeuern, Großanlagen seien tabu.

Auch für Patrick Huth, Experte für Luftqualität der Deutschen Umwelthilfe (DUH) aus Berlin, sind Holzheizungen nur eine nachrangige Heizoption. Die stoffliche Nutzung von Holz müsse Vorrang haben. Die 12 Millionen kleinen Holzheizungen in Deutschland sieht er als Problem für Gesundheit und Klima: Sie emittieren mittlerweile deutlich mehr gefährlichen Feinstaub als Automotoren. Rußpartikel heizen überdies die Erdoberfläche auf. Aktuelle Messungen in einem Rosenheimer Wohngebiet zeigten eine weit höhere Rußbelastung als in Berlin-Mitte. Abgasgrenzwerte und Prüfverfahren seien zu lasch, das Messnetz unzureichend. Durch den Einbau von Partikel-Abscheidern, auch nachträglich, ließe sich die Belastung aber um über 90 % vermindern.

In der folgenden Podiumsdiskussion antworteten die Experten auf konkrete Fragen des Moderators und später aus dem Publikum. In etlichen Fällen gab es Einigkeit: Rinde und Restholz wie Kronen müssten als Nährstofflieferanten im Wald verbleiben. Bei jeder Art von Holzverbrennung sollte die nachhaltige Herkunft des Holzes hinterfragt werden, besonders bei größeren Anlagen. Möglichkeiten zur Energieeinsparung sind vorrangig zu nutzen, insbesondere auch durch Dämmung mit Holzprodukten.

Ergänzt durch anschließende Diskussionen in kleinerem Kreis, bot die Veranstaltung somit umfassende Informationen über das Heizen mit Holz und Alternativen dazu.

Die „Rosenheimer Energiedialoge“ sind eine Initiative von TH Rosenheim, Energiezukunft Rosenheim, Klimaschutzmanagement Kolbermoor, Rosolar und BUND Naturschutz Rosenheim. Nach Möglichkeit wird einmal im Monat an wechselnden Orten in unserer Region eine Informationsveranstaltung zu den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit angeboten. Teilnehmen können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Der Eintritt ist frei und eine Voranmeldung nicht erforderlich.

Links:

Folien zu den Vorträgen:

OVB Online am 11.12.2023: „Heizen mit Holz – eine saubere Sache?“ – Diese Antworten gab‘s bei der Podiums-Diskussion in Bruckmühl
https://www.ovb-online.de/rosenheim/bad-aibling/bruckmuehl-heizen-mit-holz-eine-saubere-sache-92720923.html

Samerberger Nachrichten am 09.12.2023: Rosenheimer Energiedialog – Heizen mit Holz
https://www.samerbergernachrichten.de/rosenheimer-energiedialog-heizen-mit-holz/