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Stadtbäume in Zeiten der Klimakrise

Herbst 2023: Gleich mehrfach beteiligte sich die Ortsgruppe Rosenheim des BUND Naturschutz (BN) am Sonderprogramm „Räume für Bäume“ der VHS Rosenheim-Inntal: Im Oktober lud der Verband zunächst zu einer gut besuchten Führung auf dem Stadtökologischen Themenweg mit dem Schwerpunkt Bäume ein. Im Foyer der VHS Rosenheim wurde dann zum 14.11. die Ausstellung "Wir Bäume sind eure besten Freunde" aufgebaut. Zu deren Eröffnung hielt die BN-Baumexpertin Angela Burkhardt-Keller aus München einen Vortrag über Stadtbäume, der trotz miserablen Wetters wieder viele Interessierte anlockte.

20.11.2023

Angela Burkhardt-Keller ist als Forstingenieurin, zertifizierte Baumkontrolleurin und Betreuerin der BN-Baumschutzhotline Südbayern bestens mit dem Thema vertraut. Sie machte deutlich, dass Stadtbäume in immer heißer werdenden Sommern immer wichtiger werden: Durch Schatten und Verdunstung senken sie deutlich messbar die Temperatur und tragen so nicht nur zum menschlichen Wohlbefinden bei, sondern verhindern an Hitzetagen sogar Todesfälle. Darüber hinaus reinigen sie die Luft von Staub, besonders als Alleen. Sie verschönern das Ortsbild, ob nun als Dorflinden, Park- oder Straßenbäume. Lärm schlucken Bäume messtechnisch wenig, gefühlt aber viel, sofern sie nur die Lärmquelle optisch verdecken. Als Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten sind sie enorm wichtig. Schließlich binden sie auch noch CO2 und liefern Sauerstoff. Am Rosenheimer Bahnhof, so die Expertin, habe man offenbar diese Leistungen nicht wahrhaben wollen und fast alle Bäume gefällt.

Über die zahlenmäßige Entwicklung der Stadtbäume wissen wir (und die Kommunen selbst) oft viel zu wenig, denn verlässliche Zahlen gibt es nicht. Angesichts eines vom BN auf 50.000 Bäume geschätzten Nettoverlustes über 10 Jahre in den größten Städten Bayerns wäre dies aber dringend nötig!

„In der Stadt sind die Bäume oft in der absoluten Kampfzone“, erläuterte Angela Burkhardt-Keller weiter. Oft sind es Waldbäume, die ganz andere Verhältnisse gewohnt sind. Bäume leiden in der Stadt auch durch zu wenig Platz ober- wie unterirdisch, verdichteten Boden, Salzstreuung und Verletzungen z. B. durch Baumaßnahmen.

Durch den Klimawandel kommen weitere Belastungen hinzu. Die GALK-Liste, das Projekt Stadtgrün 2021 und das citree-Tool von Prof. Dr. Roloff können Hilfestellung bei der Auswahl neuer geeigneter Bäume geben. Ganz wird man sich Klimabäumen nicht verschließen können; vielfach könnte ein Baum aus Süd- oder Südosteuropa aber geeigneter sein als einer von ganz weit her, der heimischen Arten kaum Lebensraum bietet.

Oberste Priorität sollte jedoch die Erhaltung von großen, alten, vitalen Bäumen haben. Um die Leistung eines solchen Baums zu ersetzen, bräuchte man Hunderte Jungbäume. Unbedingt erhalten bleiben sollten Bäume, die seltene Arten wie Fledermäuse oder gar den Eremitenkäfer beherbergen.

Bei der Baumpflanzung ist ein ausreichend großer Wurzelraum und ein geeignetes Substrat wichtig. Die notwendige Baumpflege sollte ausgebildetes Personal gemäß den anerkannten Regeln durchführen.

Viele Fragen zeigten das große Interesse der Zuhörer an diesen Themen. Die Ausstellung im Foyer der VHS Rosenheim ist noch bis zum 22.12.2023 geöffnet.

Links:

Müssen 80 Stadtbäume für den TH-Technologiepark fallen?
https://rosenheim.bund-naturschutz.de/aktuelles/artikel/muessen-80-stadtbaeume-fuer-den-th-technologiepark-fallen

Noch anstehende Veranstaltungen zum Programm "Räume für Bäume" der VHS Rosenheim-Inntal:
https://flex.vhs-rosenheim.de/Programmbereich/cmx64538c9ee4b21.html

Zu weiteren Veranstaltungen
https://rosenheim.bund-naturschutz.de/veranstaltungen/