Presseerklärung zur Westtangente im Februar 2012
"Wer die Westumgehung baut, wird Verkehrszuwachs ernten"
Wenn jetzt euphorisch über den Baubeginn der Westumgehung Rosenheim berichtet wird, werden nach Ansicht des Bund Naturschutz (BN) die vielen negativen Folgen, die mit diesem Straßenbau verbunden sind, verschwiegen.
Nicht berichtet wird, dass für den Raum Rosenheim durch die Westtangente der Verkehr insgesamt zunehmen wird. Vor allem der LKW-Verkehr wird sich verstärken, wenn, wie politisch gewollt, mit dem neuen Autobahnanschluss auch neue Gewerbegebiete erschlossen werden. Entlang der jetzt belasteten Straßen (Hubertusstraße, Klepperstraße,..) wird keine Verkehrsabnahme für die Bürger spürbar werden, denn eine Verkehrsentlastung wird subjektiv erst dann wahrgenommen, wenn sie über 30% liegt; die prognostizierten Entlastungswerte der Westtangente liegen aber weit unter diesem Wert.
„Wer sich mit den Planungsunterlagen für die Westumgehung nicht eingehend befasst hat, wird schwer getäuscht über die Ausmaße und Auswirkungen der Straße“, erklärte Peter Kasperczyk, der Vorsitzende der Kreisgruppe Rosenheim des Bund Naturschutz. Bisher kennen die meisten BürgerInnen die Trassenführung nur als harmlose Linie auf einer Landkarte. Aber schon im ersten Bauabschnitt zwischen der Autobahn A 8 und der Staatsstraße 2078 müssen sechs Brücken gebaut werden, bis zu Endpunkt in Pfaffenhofen sind es nochmals 17 Brücken, einschließlich der 600 m langen Hochbrücke über das Aichergelände. Erhebliche Probleme wird der Anschluss der Westumgehung an das bestehende Straßennetz verursachen: etwa die ampelgesteuerte Einschleifung in die ST 2078 am Briefverteilerzentrum, oder die ampelgesteuerten Aufschleiframpen zur Hochbrücke im Aichergelände neben dem Praktikerbaumarkt. Der Verkehrsstau auf der Staatsstraße 2078 und auf der Georg-Aicher-Straße wird sich dadurch noch zusätzlich erhöhen.
„Vielleicht kommt es doch alles ganz anders, jetzt sind 8 Millionen Euro an Sondermitteln zugesagt, ab 2014 ist die Finanzierung aus dem regulären Straßenbauhaushalt wieder ungesichert und dann fehlen noch 66 Millionen Euro für das Gesamtprojekt“ meint Kasperczyk.
Wenn mit dem Bau der Westumgehung begonnen wird, verlieren wir alle ein wertvolles Stück unserer Heimat. Zerstört oder schwer beeinträchtigt werden das Kaltental und weitere 38 kartierte Biotope, 5 ha Wald (auch Klimaschutzwald) muss gerodet werden, das Naherholungsgebiet im Westen von Rosenheim (Keferwald und Ferdinand-Schlögl-Weg) verliert seine wichtige Funktion. Ausdrücklich weist Kasperczyk auf den hohen Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche hin, durch den mehrere Landwirte in ihrer Existenz bedroht werden und auch die regionale Lebensmittelversorgung geschwächt wird.
BN Kreisgruppe Rosenheim 13.02.2012