Löffelkraut & Co. - Bericht 2015
Rückblick auf ein ausgezeichnetes Projektjahr für "Löffelkraut & Co."
Im Jahr 2015 erreicht das von der BN-Kreisgruppe Rosenheim mitfinanzierte Biodiversitätsprojekt "Löffelkraut & Co." langsam seine Endphase. Zeit also, um noch einmal eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen und die letzten Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
Die Planungen für die Sanierung eines Bachlaufs im Kühlachen werden konkreter. Mittlerweile hat die Gemeinde Feldkirchen-Westerham Unterstützung signalisiert. Sollte alles nach Wunsch klappen, kann noch in diesem Jahr mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Das käme nicht nur dem Bayerischen Löffelkraut, sondern auch dem Feuersalamander und dem streng geschützten Kriechenden Scheiberich zu Gute. Die FFH-Art hatte seit dem Hochwasser 2013 in kritischem Maß abgenommen.
Für die Weiterführung des Monitorings stellte die UNB München ein genaues GPS-Gerät zur Verfügung, mit dem auch die Vorkommen in Vagen (schlechter GPS-Empfang) mit hinreichender Genauigkeit erfasst werden konnten. Neben dem Bayerischen Löffelkraut wurden auch die Bestände des Feuersalamanders, des Kriechenden Scheiberichs und des Strohgelben Knabenkrauts komplett erfasst. Zusätzlich konnten "Co-Arten" wie Glanzstendel, Mittlerer Wasserschlauch, Langblättriger Sonnentau, Gelbbauchunke und Kleiner Blaupfeil z.T. neu nachgewiesen und kartiert werden. Besonders das Kupferbachtal zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Häufung stark gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Arten im Umgriff der Löffelkraut-Wuchsorte aus.
Sehr erfolgreich verlief eine Auspflanzung junger Löffelkräuter, die an der Uni Regensburg aus Samen gezogen worden waren. Sie wurden zunächst an ihrem "Heimatort" ausgepflanzt, um dann nach der Bachsanierung an einen mittlerweile erloschenen Wuchsort umgesiedelt zu werden.
An den beiden Wuchsorten um Halfing erfolgen in enger Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Rosenheim regelmäßige Pflegemaßnahmen, die schon jetzt zu einer deutlichen Vergrößerung der Löffelkraut-Populationen beigetragen haben. Bei Lungham wurde die Projektbetreuerin für die Sanierung eines bestehenden Weges beratend hinzu gezogen, durch den die Pflege der angrenzenden Streuwiesen abgesichert werden soll. Am Wuchsort Thalham konnte eine große Altfichte entfernt werden, die vor Jahren bei einem Sturm genau auf einen Wuchsort des Bayerischen Löffelkrauts gefallen war. Auch dieses Vorkommen wird jetzt wieder in die Pflegemaßnahmen einbezogen.
Mit tatkräftiger Unterstützung der BN-Ortsgruppe Feldkirchen-Westerham wurden Wuchsorte des Bayerischen Löffelkrauts bei Vagen und im Kühlachen gepflegt, um eine Stabilisierung und Wiederausbreitung der Populationen zu erreichen. In Vagen soll noch eine Infotafel aufgestellt werden, um die Besucher von den empfindlichen Tuffstandorten fern zu halten.
Darüber hinaus konnten auch die Fachkenntnisse über das Bayerische Löffelkraut und die Artengemeinschaften an den Wuchsorten grundlegend erweitert werden. Nach der bereits im letzten Jahr vorgelegten Mooskartierung erwarten wir in Kürze interessante Aufschlüsse über die genetische Differenzierung sämtlicher Populationen sowie über die Bestäuber des Bayerischen Löffelkrauts. Diese Kenntnisse sind für eine nachhaltige Sicherung der Vorkommen von großer Bedeutung.
Die Folgebetreuung des Bayerischen Löffelkrauts nach Beendigung der Projektlaufzeit konnte für die Wuchsorte um Halfing und bei Vagen abgesichert werden. Nach wie vor wird jedoch dringend eine Betreuung des Wuchsorts im Kupferbachtal gesucht.
Insgesamt war das Jahr 2014 ein ausgesprochen abwechslungsreiches, interessantes und ausgefülltes Projektjahr. Für unsere Arbeit erhielten wir im Juli 2014 die Auszeichnung als UN-Dekadeprojekt Biologische Vielfalt. Diese Auszeichnung erhalten nur Projekte, die sich in besonderem Maße für den Erhalt, die Erforschung und die Vermittlung der biologischen Artenvielfalt einsetzen. Das Qualitätssiegel wurde uns in feierlichem Rahmen vom damaligen Umweltminister Marcel Huber in Benningen (Schwaben) überreicht. Der anlässlich der Auszeichnung angereiste parlamentarische Staatssekretär Florian Pronold vom Bundes-Umweltministerium stellte die besondere Bedeutung der UN-Dekadeprojekte für die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt heraus. Damit erhält das vom BUND Naturschutz auf den Weg gebrachte Projekt Anerkennung, die weit über die südbayerischen Grenzen hinausgeht. Nachdem wir zusätzlich im November die online-Wahl zum UN-Dekadeprojekt des Monats November gewonnen haben, werden wir im Jahr 2015 an einem weiteren Wettbewerb im Rahmen des Bundesprogramms Programms Biologische Vielfalt teilnehmen.
Auch in diesem Jahr werden wieder Exkursionen angeboten. Unter anderem hat sich die Bayerische Botanische Gesellschaft für eine Führung ins Kupferbachtal angemeldet. Führungen in kleinem Kreis können mit Frau Dr. Knopp oder der Projektbetreuerin jederzeit vereinbart werden. Neuigkeiten zum Projekt finden sich auch auf der Homepage (www.loeffelkraut.de; wird gerade völlig neu überarbeitet) oder auf Facebook unter "Löffelkraut & Co."
Text und Bilder:
Gabriela Schneider