Februar 2020: Leserbrief der BN-Ortsgruppe Prien/Breitbrunn/Gstadt zu "Während die Bienen schlafen" im OVB (Chiemgau-Zeitung) vom 27.1.2020
Verfehlte Agrarpolitik
In dem o.a. Artikel erfährt man viel Interessantes über die Honigbiene und ihre Bedeutung für die Bestäubung unserer Obstbäume. Auch die angesprochene Partnerschaft zwischen Imker und Landwirt, der insektenfreundliche Büsche und Bäume pflanzt, erfreut den Leser. Allerdings wird auf die Tatsache, dass außer der Honigbiene noch zahlreiche andere Insekten zur Bestäubung beitragen, zu wenig eingegangen. Honigbienen erbringen etwa ein Drittel der gesamten Bestäubungsleistung in landwirtschaftlichen Kulturen und können deshalb die wildlebenden Arten nicht ersetzen. Außerdem fliegen diese auch bei schlechtem Wetter und niedrigen Temperaturen.
Alle Insekten, die größte Gruppe unserer Tierarten, spielen eine äußerst wichtige Rolle im Netzwerk aller Lebewesen - wozu auch der Mensch gehört! Ob auf dem Land, im Wasser, in der Luft oder im Boden - ohne Insekten geht gar nichts. Deshalb ist der extreme Rückgang dieser Tierart, der ja glücklicherweise nicht nur bei den Wissenschaftlern, sondern auch in den Köpfen der Bevölkerung (erfolgreiches Volksbegehren!) angekommen ist.
Richtig ist, dass unsere Bauern jahrhundertelang aus dem Waldland Bayern eine sehr artenreiche Kulturlandschaft geschaffen haben. Richtig ist aber auch, dass in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Blumen, Vögel, Insekten und andere Tierarten verschwunden bzw. sehr selten geworden sind. So beklagt ein hiesiger Jäger gegenüber der Chiemgau-Zeitung, dass er auf seinen Pirschgängen kaum noch einem Feldhasen begegnet, weil die früher üblichen Randstreifen unserer Wälder mit Gebüsch und vielerlei Kräutern (die sog. Hasenapotheke) einer zu intensiven Grünlandbewirtschaftung weichen mussten.
Schuld an dieser bedauernswerten Entwicklung ist eine völlig verfehlte Agrarpolitik! Deshalb fordert der BUND Naturschutz schon seit langem, dass die Milliarden-Subventionen, die für den Agrarsektor ausgegeben werden, nur den mittelständischen landwirtschaftlichen Betrieben ausgezahlt werden, damit diese wieder nachhaltig und naturverträglich wirtschaften können. Außerdem sind natürlich auch unsere Gartenbesitzer und die Kommunen gefordert, naturnahe Lebensräume als Grundlage für das Leben unserer wildlebenden Pflanzen und Tiere zu schaffen.
Gerhard Märkl, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Prien/Breitbrunn/Gstadt
Leicht veränderter Leserbrief im OVB vom 12.02.2020:
https://www.ovb-online.de/rosenheim/chiemgau/verfehlte-agrarpolitik-13530929.html
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