September 2016: Stellungnahme zur BayWa-Wiese
40. Änderung des Flächennutzungsplanes / Bebauungsplan Nr. 174 "Miesbacher Straße / Kufsteiner Straße (B 15)"
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen des Landesverbandes und der Kreisgruppe Rosenheim des BUND Naturschutz (BN) geben wir zu dieser Planung gemäß § 4 BauGB folgende Stellungnahme ab:
Grundsätzliches
Wir sehen eine positive Entwicklung: Durch den Verzicht auf den Discounter wird die Nahversorgung durch das Stadtteilzentrum an der Ecke Happinger Straße / Traberhofstraße nicht mehr gefährdet. Das Verkehrs-Problem wird wenigstens verringert.
Dennoch können wir dem Vorhaben aus den unten genannten Gründen nicht zustimmen.
Verkehrsbelastung
Abhängig von Art und Ausmaß der Nutzung ist ein deutliches zusätzliches Verkehrsaufkommen zu erwarten. Dadurch werden die bereits jetzt häufig überlasteten Bereiche Kufsteiner Straße, Miesbacher Straße und Panorama-Kreuzung einem noch stärkeren Verkehr ausgesetzt. Auch die schon heute intensiv genutzte Happinger Straße wird stärker belastet.
Probleme mit Hochwasser und Grundwasser
Wie schon in unserer Stellungnahme von 2014 erwähnt, ist das Gebiet eine alte Hochflutmulde der Mangfall und Kalten, in der später der Kaltenmühlbach in Richtung Kaltwies lief. Es handelt sich um wasserwirtschaftlich prekäres Gelände mit Hochwasserretentionsfunktion. Nicht ohne Grund blieb der nasseste Standort der Stadtteile Kaltmühl und Heilig Blut (noch etwas tiefer gelegen als das Mömax-Gelände) bisher unbebaut. Beim Hochwasserereignis 2013 stand auch dieser Stadtteil kurz vor einer Überflutung.
Offenbar hat sich die Stadt den von uns geäußerten Bedenken bezüglich der Versickerung auf diesem Gelände mit sehr hohem Grundwasserstand angeschlossen. Ein Konzept zur Lösung liegt leider noch nicht vor. Das Ablaufen von Wasser in angrenzende Siedlungsteile muss vermieden werden, weil es die dort bereits jetzt erheblichen Probleme (mehrfach Kellerwasser in den vergangenen Jahren) noch verstärken würde.
Der hohe Grundwasserstand kann durch Bebauung und Nutzung darüber hinaus leicht zur Beeinflussung der Grundwasserströme und zur Verschmutzung des Grundwassers führen.
Der Klimawandel wird die Situation verschärfen: Häufigere Hochwasser-Ereignisse und höhere maximale Grundwasserstände im Jahresverlauf sind zu erwarten.
Zerstörung von Natur und Stadtbild
Wir erhalten unsere Stellungnahme von 2014 im wesentlichen aufrecht:
Große Grünflächen gehen durch die Bebauung dauerhaft verloren. Sie büßen ihre wesentlichen ökologischen Aufgaben nicht nur als Versickerungsfläche ein, sondern auch z. B. als Klimaschneise, Lebensraum sowie Rückzugs- und Austauschgebiet für Pflanzen und Tiere.
Auch die erhaltene Natur leidet unter den zusätzlichen Belastungen durch die neue Bebauung und Nutzung.
Die Möglichkeiten zur Naherholung und die Chancen für die Umweltbildung werden eingeschränkt.
Der Raum um die historische Kaltenmühle – bisher schon von Miesbacher und Happinger Straße entwertet - wird auch von den anderen Seiten her eingeengt. Der Blick auf die Barockkirche Heilig Blut und die Voralpen geht verloren.
Die noch verbliebene grüne Zäsur am Ortseingang von Rosenheim wird durch eine dichte und relativ hohe Bebauung aufgehoben.
Die Aussage im aktuellen Bebauungsplan "Auswirkungen auf das benachbarte Wohnumfeld und auf das Landschaftsbild sind nur während der Bauphase zu erwarten" können wir somit nicht nachvollziehen.
Alternativen, Forderungen und Anregungen
Wie schon in unserer Stellungnahme von 2014 erwähnt, ist das Gelände mit seinen jungen Auenböden und noch eingestreuten Feuchtgebietsarten einer der wenigen Zwangsgrünland-Standorte der Stadt Rosenheim mit hohem ökologischen Aufwertungspotenzial. Durch geeignete Bewirtschaftung lässt sich eine artenreiche Feuchtwiese mit kleinen Röhricht- und Auwaldelementen herstellen. Deren Wert ist umso höher, als sie wie eine große geschlossene Insel mitten im bebauten Bereich liegt. Kaum irgendwo sonst in Rosenheim lassen sich mit so geringem Aufwand biologisch und umweltdidaktisch wertvolle Kleingewässer schaffen wie hier.
Wie ebenfalls 2014 erwähnt, regen wir an, eine Öffnung des verrohrten Kaltenmühlbachs entlang der Miesbacher Straße zu prüfen - was nicht nur aus ökologischer Sicht sinnvoll wäre, sondern auch die frühere Bedeutung der Kaltenmühle unterstreichen würde.
An der Kufsteiner Straße bietet sich die Anlage einer Streuobstwiese an, ähnlich wie schräg gegenüber an der Kirche Heilig Blut.
Bei einer Bebauung muss der als Biotop kartierte Entwässerungsgraben Heilig Blut mit seinen Funktionen als ortsbildprägender Grünzug, Standort wertvoller Bäume, ökologisch bedeutsamer Verbindungskorridor und Lebensraum für Tiere unbedingt in ausreichender Breite erhalten bleiben.
Die Dächer der Häuser sollten nicht nur begrünt, sondern zusätzlich mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet werden. Auch eine Fassadenbegrünung wäre sinnvoll.