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Wasserburg am Inn

Dezember 2016: Stellungnahme zu Mitterfeld-West

 

29. Änderung des Flächennutzungsplans "Mitterfeld West" sowie Bebauungsplan Nr. 171 "Mitterfeld West"

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Namen des Landesverbandes und der Kreisgruppe Rosenheim des BUND Naturschutz (BN) geben wir zu den Unterlagen folgende Stellungnahme ab:

Grundsätzliches

Es ist richtig, dass in Rosenheim eine großer Siedlungsdruck besteht, der allerdings wesentlich durch die aktuell niedrigen Zinsen bedingt ist. Gerade in Anbetracht der Flächenknappheit der Stadt wäre es falsch, diesem Druck durch Inanspruchnahme immer neuer wertvoller Flächen nachzugeben, zum Nachteil der Stadt und ihrer Bürger. Die vorliegende Planung ist ein Schritt in Richtung auf eine Bebauung des gesamten Gebiets zwischen Rosenheim und Westerndorf St. Peter. Wir lehnen sie daher ab.

Stadtbild und Flächenverbrauch

Die bestehende Grünzäsur zwischen Rosenheim und Westerndorf St. Peter würde durch die Planung drastisch verkleinert. Man bemüht sich nicht einmal mehr wie in einem früheren Entwurf, die Bebauung auf Höhe des REWE-Marktes enden zu lassen und sie auch formal als Ortsabrundung erscheinen zu lassen. Vielmehr geht man weit darüber hinaus, einfach bis zu den Grundstücksgrenzen. Der gewünschte "weiche Übergang" zur freien Landschaft kann mit einer vierstöckigen Bebauung kaum gelingen.

Wertvoller landwirtschaftlicher Grund geht auf Dauer für die Allgemeinheit verloren. Wie einfach es sich die Stadt auch hier macht, zeigt die Flächennutzungsplan-Begründung: "Nachdem die vorliegende Fläche durch den Landwirt im Hinblick auf eine Verwertung als Bauland veräußert wurde, wird davon ausgegangen, dass sie als landwirtschaftliche Nutzfläche entbehrlich war."

Verkehr

Laut Verkehrsprognose ist durch diese Planung mit über 600 Kfz zusätzlich pro Tag zu rechnen. Schon heute ist aber z. B. der Knoten Ebersberger Straße/ Westerndorfer Straße mehrere Stunden am Tag überlastet. Selbst ein Teilausbau dieses Knotens ist wegen der Grundstücksverhältnisse alles andere als sicher. Das NVZ und die Benutzung der Straßen als Verbindung zur Westtangente werden die Verkehrsprobleme weiter verschärfen.

Das Bemühen um eine "weitgehend autofreie Wohnsiedlung" klingt gut. Dann dürfte es allerdings nur ein größeres Parkdeck geben und keine ausgedehnten Tiefgaragen mit direktem Zugang in den Häusern, was den Verkehr nur ins Untergeschoß verlegt und die Auto-Benutzung fördert.

Bebauung und Bepflanzung

Auch das Bemühen um "bezahlbaren Wohnraum" klingt gut. Dazu müssten aber weitaus mehr Wohneinheiten öffentlich gefördert werden. Die Tiefgaragen anstelle eines größeren Parkdecks erhöhen die Kosten.

Im Falle einer Bebauung wäre für alle Dächer statt des unverbindlichen Vorschlags eine Sonnenenergie-Nutzung zwingend vorzuschreiben, auch um die Chance zu erhöhen, das Klimaschutz-Ziel der Stadt bis 2025 vielleicht doch noch zu erreichen. Nicht nur das Parkdeck, sondern weitere Dächer und Fassaden wären zu begrünen. Eine Überdeckung von Tiefgaragen mit 45 oder 60 cm Mutterboden ist für Baumstandorte viel zu gering; hier wären 1 bis 1,50 m notwendig.

Ausgleich

Ein Großteil des sogenannten "Ausgleichs" könnte nur weit weg im Gemeindegebiet von Kolbermoor erfolgen. Mensch und Natur vor Ort hätten davon nichts.

Eine Obstwiese von 900 qm im Westen der Bebauung wäre kaum eine "ökologische Kompensation". Was hier fehlt ist die Vielfalt der Natur: Wasserflächen in Geländemulden, artenreiche Blumenwiesen, Kalksteinbruchaufschüttungen etc..

Weitere Entwicklung

Ein Gesamtkonzept für den Rosenheimer Norden gibt es offenbar nicht. Die Planung zeigt trotz aller gegenteiligen Behauptungen deutlich: Fortsetzung folgt, im Norden wie im Westen des Plangebiets und auch im Süden, vermutlich bis hin zum NVZ!

 

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