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Wasserburg am Inn

Februar 2018: Stellungnahme zur Nahverkehrsplanung in Stadt und Landkreis Rosenheim

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Namen des Landesverbandes und der Kreisgruppe Rosenheim des BUND Naturschutz (BN) möchten wir folgende Anregungen und Hinweise zur Nahverkehrsplanung in Stadt und Landkreis Rosenheim geben:

Generelle Vorschläge

Für durchgreifende und dauerhafte Verbesserungen beim Nahverkehr sollten aus unserer Sicht die folgenden generellen Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Bessere Zusammenarbeit zwischen Stadt, Landkreis und den Verkehrsträgern;
  • Klare politische Zielvorgaben wie eine deutliche Erhöhung des ÖPNV-Anteils am Verkehr in Stadt und Landkreis Rosenheim;
  • Bereitschaft zur besseren Verknüpfung aller Verkehrsmittel;
  • Professionelles Marketing, um die Angebote breiter bekannt zu machen;
  • Mittelfristig ein Verkehrsverbund für alle Bahn- und Buslinien in Stadt und Landkreis Rosenheim mit abgestimmten Fahrplänen, gesicherten Anschlüssen und einheitlichem Fahrpreissystem; als Vorstufe z. B. ein Verbund aller Buslinien.

Bahnverkehr

Mit sechs auf Rosenheim zuführenden Bahnstrecken, mit dichterem Takt und neuen Fahrzeugen sind an sich gute Voraussetzungen gegeben. Die Strecken sollten mit spezifischen Maßnahmen aber noch deutlich attraktiver für den Nahverkehr gemacht werden:

  • Strecke Rosenheim - München: Erweiterung des Halbstundentakts, mehr Kapazität zu Spitzenzeiten;
  • Strecke Rosenheim - Salzburg: Neuer Haltepunkt in Stephanskirchen; weitere neue Haltepunkte wünschenswert, z. B. in Rosenheim-Ost (Kastenau) und in Rimsting-Bahnhof; Bedienung der neuen Haltepunkte durch eine bis Rosenheim verlängerte Chiemgau-Bahn, falls dies die Realisierung erleichtert;
  • Strecke Rosenheim - Kufstein: Erweiterung des Halbstundentakts, längere Betriebszeit am Abend; neben der Reaktivierung des Haltepunkts in Pfraundorf neue Haltepunkte wünschenswert, z. B. in Rosenheim-Süd (Happing) und in Kirchdorf/Reischenhart;
  • Strecke Rosenheim - Holzkirchen (Mangfalltalbahn): Erweiterung des Halbstundentakts, mehr Begegnungsabschnitte; neben den fest geplanten neuen Haltepunkten Rosenheim-Aicherpark und Feldolling weitere Haltepunkte wünschenswert, z. B. in Kolbermoor-Lohholz;
  • Strecke Rosenheim - Mühldorf: Reaktivierung der Strecke nach Wasserburg-Stadt, Elektrifizierung und weitere Haltepunkte wünschenswert, z. B. in Rosenheim-Nord (Egarten/Westerndorf St. Peter);
  • Strecke Rosenheim - Rohrdorf: Reaktivierung der elektrifizierten Güterverkehrsstrecke auch für den Personenverkehr wünschenswert, mit Halt in Thansau.

Sehr wichtig sind auch folgende Punkte:

  • Besserer Schutz vor Lärm und Erschütterungen, insbesondere an der Bestandsstrecke München-Kiefersfelden, wo zusätzlich durch den Brenner-Zulauf höhere Zugzahlen erwartet werden;
  • Ausreichend viele witterungsgeschützte und sichere Fahrrad-Abstellmöglichkeiten an den Haltepunkten, in Rosenheim baldiger Bau des Fahrrad-Parkhauses;
  • Ausreichende Auto-Parkmöglichkeiten an den Haltepunkten, auch zur Vermeidung unnötigen Verkehrs in Rosenheim.

Busverkehr

Seit langem ist die Situation weder in der Stadt noch im Landkreis zufriedenstellend. Durch folgende Maßnahmen sollte sie verbessert werden:

  • Mehr direkte Verbindungen und nicht nur die auf Rosenheim ausgerichtete sternförmige Struktur und Ringlinien;
  • Erhöhte Pünktlichkeit und Geschwindigkeit, insbesondere durch klare Vorrangstellung gegenüber dem motorisierten Individualverkehr;
  • Dichterer Takt durch häufigere Fahrten;
  • Längere Betriebszeiten, d. h. auch abends und am Wochenende;
  • Ausreichende Kapazität, z. B. auch vor Schulbeginn;
  • Niedrigere Fahrpreise, z. B. durch Subventionierung;
  • Bessere Anpassung der Bus-Fahrpläne an die Bahn;
  • Generelle Fahrschein-Anerkennung der Busunternehmen untereinander.

Solche Verbesserungen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich:

  • Konzessionsvergabe nach strengen Vorgaben (auch im Hinblick auf Kooperations­bereitschaft), zu einem gemeinsamen Zeitpunkt und für begrenzte Zeit (z. B. 5 Jahre);
  • Insbesondere in Städten Stärkung des Busverkehrs durch Parkraumbewirtschaftung, Verringerung straßenbegleitender Parkplätze, spezielle Busspuren, Vorrang an Ampeln;
  • Besondere Linien für geringe Nachfrage: Anruf-Buslinien (wie BAXI im Landkreis Tirschenreuth) und Anruf-Sammeltaxis (wie AST in Rosenheim), Bürgerbus-Linien (wie in Prien);
  • Besondere Linien für schnelle Direktverbindungen: z. B. Stephanskirchen - Bahnhof Rosenheim für Pendler nach München, bis Bahn-Haltepunkt Stephanskirchen realisiert ist;
  • Finanzielle Unterstützung und Mitsprache durch die Kommune beim Stadtverkehr Rosenheim;
  • Bessere finanzielle Unterstützung des Regionalbusverkehrs durch den Landkreis;
  • Nutzung von Mitteln für den Schülerverkehr auch zur Verbesserung des allgemeinen Busverkehrs, wie in einigen Landkreisen praktiziert.

Wir bedanken uns für die Beteiligung. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

 

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