Gefährdet ein Baum das 250-Millionen-Euro-Projekt?
Beim gemeinsamen Neubau für das Inn-Salzach-Klinikum (ISK) und für die RoMed-Klinik Wasserburg in Gabersee könnte ein Baum das 250-Millionen-Euro-Projekt gefährden. Wie die Presse berichtete, will der Bund Naturschutz eine 200 Jahre alte kerngesunde Eiche schützen, um die es bei den Planungen offenbar mehrere Missverständnisse gab. Um den Baum zu verschonen, müsste allerdings der komplette Bau gegenüber dem Bebauungsplan nach Süden verlegt werden, was aufgrund der dort verlaufenden Hauptwasserleitung und eines anderen Stationsgebäudes kaum möglich sein dürfte.
Hierzu schrieb die Bund Naturschutz-Ortsgruppe Wasserburg:
Leserbrief zum OVB-Bericht vom 31.3.16 „Wird ein Baum zum Stolperstein?“
Die Parklandschaft von Gabersee mit ihren wunderschönen alten Bäumen ist etwas ganz Besonderes. Die 200 Jahre alte Eiche wurde im „artenschutzrechtlichen Prüfergebnis“ als sehr schützenwert ausgewiesen, also als ein Baum der höchsten Schutzkategorie. Warum haben aber die Planer dann die Entscheidungsträger nicht aufmerksam gemacht, dass sie diese Eiche trotzdem zu fällen beabsichtigen? Bereits bei der ersten Auslegung des Bauplanentwurfs im Jahr 2015 hat der Bund Naturschutz gebeten, vor Ort die Baupläne erläutert zu bekommen. Leider hat man diese Bitte ignoriert! Warum hat man bei einem 250-Millionen-Projekt, über das man angeblich 1000 Stunden beraten hat, nicht die Zeit gefunden, hier nach einer Lösung zu suchen, die dieser Eiche, die vielleicht 500 oder 600 Jahre alt werden kann, das Überleben zu sichern? Warum haben die Planer diesen alten Baum nicht in die Pläne als „zu fällend“ eingezeichnet und dies auch nicht im Erläuterungsbericht vermerkt? Warum wurde dieses „artenschutzrechtliche Prüfergebnis“ nicht dem Stadtrat, der Naturschutzbehörde und auch nicht den Trägern öffentlicher Belange vorgelegt, was aber gesetzlich vorgeschrieben ist?
Natürlich will und kann der Bund Naturschutz den Bau des Klinikums bzw. des Krankenhauses nicht verhindern. Wir hoffen aber, dass die Verantwortlichen jetzt alles versuchen, diese Eiche doch noch zu retten. Wir werden nochmal an diese schöne Eiche Hinweisschilder hängen, um Spaziergänger auf diesen gefährdeten Baum aufmerksam zu machen. Wir bitten diese Schilder – wie leider bereits einmal geschehen – nicht wieder gleich zu entfernen!
Vielleicht – und dies könnte ein positiver Aspekt dieses traurigen Vorgangs sein – macht man sich jetzt den Wert alter Bäume wieder einmal bewusst. In Gabersee gehörten diese Baumriesen doch längst unter Schutz gestellt! Und auch die Stadt Wasserburg sollte die herrlichen Alleen in der Rosenheimer-, Salzburger- und auch in der Bahnhofstraße in Reitmehring unter rechtlichen Schutz stellen. Der Bund Naturschutz wird bei der Stadt entsprechende Anträge stellen.
Gert Graedler
Bund Naturschutz Wasserburg