Hintergrund-Informationen zur Mangfall-Allianz
Wer ist die Mangfall-Allianz?
Die Mangfall-Allianz ist ein Zusammenschluss von 16 Verbänden, die sich für eine Verbesserung des ökologischen Zustandes der Gewässer im Einzugsgebiet der Mangfall einsetzen. Die Ziele der Allianz wurden in einer Resolution festgelegt. Gerade in niederschlagsärmeren Zeiten fallen die Flussbetten von Mangfall, Leitzach und Schlierach abschnittsweise trocken und werden für Gewässerorganismen unpassierbar, da zu große Wassermengen zum Zweck der Energiegewinnung abgeleitet werden. Andererseits reagiert die Bevölkerung beunruhigt auf die steigende Häufigkeit von Hochwasserereignissen mit teilweise katastrophalen wirtschaftlichen Folgen. Die umfangreichen Planungen und Maßnahmen zur Hochwasserfreilegung von Siedlungen und Infrastruktureinrichtungen machen deutlich, dass wir in der Vergangenheit zu stark in die Ökosysteme der Flüsse und Auen eingegriffen und uns zu weit auf Kosten der Natur ausgebreitet haben. Ziel der Mangfall-Allianz ist eine Renaturierung der Fluss- und Bachlandschaften wo immer möglich und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung freifließender Reststrecken. Mangfall, Schlierach und Leitzach sollen als natürliche Flusslandschaften Lebensraum einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt und für den Menschen Erholungsraum sein und bleiben. Dies gilt auch für die Seen im Einzugsgebiet der Mangfall.
Warum wurde die Mangfall-Allianz jetzt gegründet?
Anlass zur Gründung war der Antrag der Stadtwerke München zum Weiterbetrieb des Leitzachkraftwerks 1 für weitere 30 Jahre. Bereits seit 1913 wird bei Vagen aus Wasserkraft elektrischer Strom gewonnen. Dabei wird ein erheblicher Teil des Wassers aus den Flüssen Mangfall, Schlierach und Leitzach in den Seehamer See geleitet, der als Zwischenspeicher für den Betrieb der heutigen Pumpspeicherkraftwerke dient. Die Flüsse sind durch das fehlende Wasser in hohem Maße beeinträchtigt:
Mit der Bewilligung des Weiterbetriebs wird über die Zukunft der Flüsse entschieden.
In ihrem Antrag zum Weiterbetrieb des Leitzachkraftwerks 1 haben die Stadtwerke München allerdings die Flüsse ausgeklammert. Deshalb haben sich die Verbände jetzt in der Mangfall-Allianz zusammengeschlossen und Stellungnahmen zu diesem Verfahren verfasst.
Zusammenfassung der Stellungnahmen
Die Verbände sind sich einig in der Forderung, dass die Wasserentnahme aus den Flüssen und die damit verbundenen negativen Auswirkungen im Verfahren berücksichtigt und bewertet werden müssen.
Der Antrag auf unveränderten Weiterbetrieb des Leitzachkraftswerks 1 auf weitere 30 Jahre wird daher abgelehnt. Der Beschränkung des Untersuchungsraumes auf Seehamer See mit den Triebleitungen, dem Kraftwerk und dem Unterbecken wird widersprochen. Die Auswirkungen des Kraftwerks betreffen die Flüsse Mangfall, Schlierach und Leitzach, da die Energieerzeugung auf der Wasserentnahme aus den Flüssen beruht. Der Seehamer See ist lediglich Zwischenspeicher. Mit dem Betrieb der Leitzachwerke hat sich eine nachteilige, anhaltende Beeinträchtigung für die Flüsse ergeben:
- Fehlende Durchgängigkeit an den jeweiligen Ausleitungsbauwerken
- Strukturdefizite und fehlende Lebensräume an der Mangfallausleitung zwischen Ausleitungsbauwerk und Thalham, sowie an der Schlierachausleitung
- Trocken fallende Gewässersohle und Schlammbänke, verringerte Sohlumlagerung, reduzierte Lebensraumvielfalt, Verringerung des aquatischen Lebensraumes,
- Lebensraumverschlechterung für aquatische Arten u.a. in den Ausleitungsstrecken
- Erwärmung/ Temperaturdifferenz an der Wiedereinleitung
- Auch Beeinträchtigung von Erholung, Wandern, Bootfahren
Nach Ansicht der Verbände steht der unveränderte Weiterbetrieb im Widerspruch zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die für die Gewässer einen „guten ökologischen Zustand“ fordert, sowie zum §33 des Wasserhaushaltsgesetzes, der die Mindestwasserführung regelt. Der Weiterbetrieb würde auch den Erhaltungszielen für die FFH-Gebiete Mangfalltal und Leitzachtal widersprechen, sowie der Bayerischen Biodiversitätsstrategie und auch der Alpenkonvention.
Um den gewässer- und naturschutzrechtlichen Vorgaben gerecht zu werden, ist vor Erteilung einer Genehmigung eine gewässerökologische Studie nötig, um die notwendigen Restwassermengen und die wasserbaulichen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit und zur Beseitigung der weiteren Mängel zu ermitteln. Zur Verbesserung der Gewässerfunktion für die Fische wurden vom Kreisfischereiverein Bad Aibling bereits eine Fülle konkreter Vorschläge gemacht.
Die Verbände fordern, nur eine auf 1-2 Jahre befristete Genehmigung zu erteilen, bis die geforderten gewässerökologische Untersuchungen vorliegen und danach ein erneutes Verfahren für das gesamte vom Kraftwerksbetrieb betroffene Gebiet durchzuführen.
Die Mangfall-Allianz ist nicht gegen den Weiterbetrieb des Leitzachkraftwerks. Aber die Ökonomie der Stromerzeugung darf nicht weiter zu Lasten der Ökologie der Gewässer gehen.
WRRL - Chance für unsere Gewässer
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie, die im Jahr 2000 in Kraft getreten und 2003 in das Bayerische Wassergesetz übernommen wurde, ist von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unserer Gewässer.
Mit der in ganz Europa verbindlich geltenden Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sollen Grundwasser, Fließgewässer, Seen und angrenzende Feuchtgebiete wieder "einen guten ökologischen und chemischen Zustand" erreichen, und zwar bis 2015. Als Referenz gilt die natürliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren in den Gewässern, ihre unverfälschte Gestalt und Wasserführung und die natürliche Qualität des Oberflächen- und Grundwassers.
Für die Erreichung dieses Zieles wurden Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme erstellt. Dazu lagen 2009 Entwürfe zur Öffentlichkeitsbeteiligung aus. Mittlerweile geht es um die Umsetzung der beschlossenen Pläne und Programme, wobei ein Schwerpunkt auf der fischbiologischen Durchgängigkeit und der Gewässerstruktur liegt.
Einzelne in der Allianz vertretene Verbände haben die Umsetzung der WRRL von Anfang begleitet und die Belange des Natur- und Gewässerschutzes in die Diskussion eingebracht. In der Mangfall-Allianz wollen die Verbände ihre Kräfte bündeln, damit wir alle wieder von lebendigen Gewässern und gesundem Trinkwasser profitieren können.