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Wasserburg am Inn

Jahreshauptversammlung Mai 2022

Ökomodellregion: Was kann sie zur Agrarwende vor Ort beitragen?

Mit dieser interessanten Frage beschäftigte sich Steffi Adeili, Projektmanagerin der Ökomodellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein, auf der Jahreshauptversammlung der BUND Naturschutz-Ortsgruppe Rosenheim.

Publikationen wie der Agrar-Atlas zeigen laut Adeili besorgniserregende Trends in der Landwirtschaft auf: Es gibt immer mehr Großbetriebe und den Zwang zu „Wachsen oder Weichen“. Dazu kommen häufig ernste Probleme wie zu viel Nitrat im Grundwasser, schwerwiegende Mängel bei der Tierhaltung, relevante Beiträge zu Artensterben und Klimawandel.

Der Öko-Landbau geht hier in die richtige Richtung: Er schont durch den Verzicht auf Mineraldünger und Pestizide Boden, Wasser und Artenvielfalt. Gentechnik-Risiken werden vermieden, Tiere besonders artgerecht gehalten. Öko-Landbau schont aber auch unser Klima durch mehr Humus und damit mehr Kohlenstoff-Speicherung, weniger Emissionen des Klimakillers Lachgas, weniger Energiebedarf pro Hektar und weniger Transporte, z. B. von Futtermitteln.

Die 27 bayerischen Öko-Modellregionen sind Teil des staatlichen Programms BioRegio 2030, das 30 % Bio-Anbaufläche bis 2030 und eine stärkere Deckung des Bedarfs an Bio-Lebensmitteln aus regionaler Produktion anstrebt. Gefördert werden soll nicht nur eine bäuerliche, kleinstrukturierte Bio-Landwirtschaft, sondern auch die zugehörige lokale Lebensmittelverarbeitung und -vermarktung bis hin zur Einbeziehung der Verbraucher und mehr Bio-Gemeinschaftsverpflegung.

Auch die Stadt Rosenheim könnte dabei zum Wohle von Wirtschaft, Verbrauchern, Umwelt und Klima mitmachen. Dies wäre möglich durch eine erfolgreiche Bewerbung als eigenständige Öko-Modellregion, sobald wieder ein entsprechender Wettbewerb vom Landwirtschaftsministerium gestartet wird. Eine Alternative dazu ist der Beitritt zur existierenden Ökomodellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein, eventuell auch zusammen mit unmittelbar benachbarten Kommunen.

Viele Fragen zeigten das Interesse des Publikums, darunter auch etliche Mitglieder des Stadtrats, an diesem Thema.

OVB am 06.05.2022: "Hat Rosenheim das Zeug zur Öko-Modellregion? Expertin mit klarer Meinung"
https://www.ovb-online.de/rosenheim/landkreis/hat-rosenheim-das-zeug-zur-oeko-modellregion-expertin-mit-klarer-meinung-91524773.html

 

    Ortsgruppen-Themen

    Der 1. Vorsitzende Steffen Storandt erinnerte in seinem Rückblick und Ausblick über die Tätigkeit der Ortsgruppe an deren Engagement beim Thema Brenner-Nordzulauf. Entscheidend für die Entlastung des Inntals seien wirksame Maßnahmen zur Vermeidung, zur gerechteren Verteilung und zur Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene. Dann reiche es aus, die Bestandsstrecke im Inntal zu ertüchtigen, auch gegen Lärm und Erschütterungen nach Neubaustandard, sowie einen Anschluss an den Güter-Ostkorridor unter Umgehung von München zu schaffen.

    Für mehr Klimaschutz hat sich die Ortsgruppe nicht nur auf Demonstrationen z. B. mit Fridays for Future eingesetzt, sondern auch durch Mitorganisation von Veranstaltungen wie dem Treffen der bayerischen und österreichischen Solarinitiativen und dem Rosenheimer Klimafrühling an der TH Rosenheim.

    Bei praktischen Arbeiten wie der Anlage von Wildblumenwiesen war und ist die Ortsgruppe weiterhin aktiv, zum Beispiel im Bereich der Apostelkirche.

    Aus Sicht des Verbandes waren die Baumfällungen im Auwald an der Mangfall durch die Bayerischen Staatsforsten, begründet mit dem Eschentriebsterben, weit übertrieben. U. a. durch die Aktivität der Bürgerinitiative von Heide Bergdolt habe noch Schlimmeres verhindert werden können. Offensichtlich spiele der wirtschaftliche Aspekt eine Hauptrolle. Maßstab müsse aber das Gemeinwohl sein, und es müsse leichter werden, solche Wälder ganz aus der Nutzung zu nehmen.

    Heftige Kritik übte der Vorsitzende an der geplanten Bebauung an der Krainstraße in Oberwöhr. Dadurch wird es unmöglich, hier an der Mangfall eine Hochwasser-Rückhaltefläche anzulegen, wie man sie dringend bräuchte und wie es das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim noch vor wenigen Jahren selbst vorhatte.

    Erfreulich sei die Unterschriftensammlung zum Radentscheid und dessen Übernahme durch die Stadt Rosenheim gewesen. Die Umsetzung bereite aber gerade bei großen Straßen Schwierigkeiten.

    Kaum Änderungen gab es bei den Vorstandswahlen: Der 1. Vorsitzende Steffen Storandt und der 2. Vorsitzende Michael Hertel wurden wiedergewählt. Beisitzer bleiben Gudrun Huber, Daniela Dieckhoff und Alfred Ringler.

    Links:

    BN-Artikel: "Kein Bedarf für neuen Brennernordzulauf"
    https://rosenheim.bund-naturschutz.de/aktuelles/artikel/kein-bedarf-fuer-neuen-brennernordzulauf-1

    BN-Artikel zu den Bamfällungen an der Mangfall: "Nur ein Verkehrssicherungshieb?"
    https://rosenheim.bund-naturschutz.de/aktuelles/artikel/nur-ein-verkehrssicherungshieb

    BN-Artikel zur Bebauung an der Krainstraße: "Breitwasser wäre besser als Hochwasser"
    https://rosenheim.bund-naturschutz.de/aktuelles/artikel/breitwasser-waere-besser-als-hochwasser

     

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