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Breitwasser wäre besser als Hochwasser

Auf einer 3 ha großen Wiese an der Krainstraße in Rosenheim-Oberwöhr sollen etwa 166 neue Wohnungen direkt hinter dem Mangfalldeich gebaut werden. Daraus erwachsen aus Sicht des BUND Naturschutz (BN) Nachteile für Natur, Landwirtschaft, Ortsbild und Naherholung sowie Probleme durch die massive Vergrößerung des Ortsteils. Vor allem aber bräuchte man hier statt neuer Versiegelung dringend zusätzlichen Rückhalteraum für Hochwasser, wie es in einer früheren Planung des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim (WWA) vorgesehen war.

21.07.2021

Klimaforscher warnen schon lange vor der Zunahme von Starkregen und Überflutungen als Folge des Klimawandels, und die aktuellen Ereignisse im Westen der Republik geben ihnen recht. An der Mangfall gab es in letzter Zeit nicht nur das verheerende Hochwasser von 2013, sondern auch Beinahe-Katastrophen in den Jahren 1999, 2005, 2010 und 2020. Umso wichtiger wäre es, die noch verfügbaren Retentionsräume zu aktivieren, wie es auch das Landesentwicklungsprogramm Bayern fordert, nach dem Motto "Breitwasser statt Hochwasser". Das WWA selbst hatte das an der Krainstraße vor, gab sich aber dann im Eilverfahren ohne Planfeststellung mit einer minimalen Deichrückverlegung zufrieden, angeblich aus hydrologischen Gründen. Einen Vorschlag des BN zur Nutzung des gesamten Gebiets als Retentionsraum sah man 2020 als nicht machbar an; davon ist jetzt keine Rede mehr, man hält die Lösung aber für "unwirtschaftlich". Wäre nicht die Sicherheit, auch Leben und Gesundheit, wichtiger? Wer kommt für die Schäden im Falle eines Falles auf?

Wieder einmal verlässt man sich auf die Höhe der Deiche und einen zentralen gesteuerten Polder bei Feldolling, der nur bei starken Hochwassern eingeschaltet werden darf. Die rasche richtige Klassifizierung fällt dem WWA aber schwer, wie bei den letzten Ereignissen 2013 und 2020 deutlich wurde. Wird der Polder nicht oder zum falschen Zeitpunkt aktiviert, bleibt er ganz oder teilweise unwirksam. Er kann auch wegen seiner Entfernung von 25 km weder den lokalen Starkregen in Rosenheim noch die Zuflüsse aus Glonn und Kalten sowie den Rückstau aus dem Inn aufnehmen. Zudem wird der Polder nicht wie 2020 angekündigt im Jahr 2023 fertig, sondern erst Jahre später.

Von Hochwasser-Gefahren wäre übrigens nicht nur die Bevölkerung in Oberwöhr betroffen, sondern alle Unterlieger. Insbesondere gilt das für die dicht besiedelten Gebiete Rosenheims hinter den alten Deichen zwischen der Kufsteiner Straße und der Rathausstraße links der Mangfall, sowie zwischen der Kufsteiner Straße und dem Gervaissteg rechts davon. Dort fehlt überall eine tragende Innendichtung, was die Stabilität der Deiche schon bei kleinen Hochwassern gefährdet. Teilweise sind die Deiche auch nicht hoch genug. Noch immer gibt es keine fertige Planung, die einst für 2018 angekündigt wurde. Auf die vollständige Sanierung dieses kritischen Abschnitts wird man wohl noch viele Jahre warten müssen.

Links:

2. Stellungnahme der BN-Ortsgruppe Rosenheim vom September 2021
https://rosenheim.bund-naturschutz.de/ortsgruppen/rosenheim/stellungnahme-2-zur-krainstrasse

1. Stellungnahme der BN-Ortsgruppe Rosenheim vom September 2020
https://rosenheim.bund-naturschutz.de/ortsgruppen/rosenheim/stellungnahme-zur-krainstrasse

OVB am 17.07.2021: "Angst vor einem erneuten Hochwasser bleibt: Oberwöhrer hinterfragen geplante Bebauung"
https://www.ovb-online.de/rosenheim/rosenheim-stadt/oberwoehr-hochwasser-infoveranstaltung-kuko-90865520.html

BN fordert natürlichen Hochwasserschutz!
https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/bn-fordert-natuerlichen-hochwasserschutz