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Wasserburg am Inn

Des Kaisers neue Kleider?

BN-Leserbrief zum Bericht "Erhalt von Bäumen prüfen" im OVB vom 19.07.2014

Noch bei der Auslobung des Architekten-Wettbewerbs für den Südtiroler Platz hielt die Stadt dort keinen einzigen Baum für erhaltenswert. Wenn es jetzt vier sind, ist das eine bemerkenswerte Steigerung, aber viel zu wenig. Selbst die Gutachterin der Stadt schätzt beispielsweise die Rest-Lebenserwartung einer schönen Kastanie auf gut 60 Jahre, der vom Bund Naturschutz beauftragte Gutachter kommt sogar auf 80 bis 100. Dennoch soll sie gefällt werden - wie die anderen Bäume dort auch, die von der Gutachterin nur Note 3 oder 4 bekommen haben. Drei der vier Bäume, die die Stadt erhalten will, sind durch Bunker-Abriss und Taxischleife stark gefährdet. Zu Recht fordern viele Bürger hier ein erlebbares Mahnmal gegen Diktatur und Krieg.

Macht die Stadt mit ihrer Planung weiter, dürfte sich folgendes Bild ergeben: In der Mitte ein klein gewordender freier Platz, rechts und links davon große Verkehrs- und Kurzparkzonen für den motorisierten Individualverkehr, Bonsai-Bäumchen als nahezu einziges Grün. Die Wege auf dem barrierefreien Gelände sind vielleicht kurz; aber überall dort, wo Fahrzeuge fahren, lauert das Risiko für schwächere Verkehrsteilnehmer. Das Wettbewerbssieger-Konzept des weitgehend autofreien Vorplatzes ist längst vergessen. Mit der Forderung nach einer "modernen Verkehrsdrehscheibe" wird den Leuten Sand in die Augen gestreut, um hier die Begünstigung des Autos zum Nachteil umweltfreundlicher Verkehrsträger fortzuführen, häufig aus finanziellem Eigeninteresse.

Der nackte Südtiroler Platz wird an "des Kaisers neue Kleider" erinnern – mit dem Unterschied, dass sich das Problem frühestens nach einer Generation löst, wenn die Bäumchen zu vernünftiger Größe herangewachsen sind. Glaubt die Stadt ernsthaft, so den über 5.400 Bürger-Unterschriften für die Erhaltung der Bäume und eine ansprechende Gestaltung gerecht zu werden? Auch auf der Bürgerversammlung war der Unmut unüberhörbar, und trotzdem hat sich die Stadt keinen Millimeter mehr bewegt.

Kein Wunder, wenn viele den Erhalt beider Grünflächen und die Verlagerung der Parkplätze nach Westen fordern. Damit lassen sich alle wichtigen Verknüpfungsfunktionen erfüllen. Darüber hinaus steigen Sicherheit, Aufenthaltsqualität und Attraktivität, von vielen ökologischen Pluspunkten und einer erheblichen Kostenersparnis ganz zu schweigen!

Zur gekürzten Version im OVB

Zum Leserbrief "Tor zur Innenstadt - einladend" von Ludwig Weinberger

Zum BN-Leserbrief "Bunker weg - und alles wird gut?"

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